
Amsterdam Noord – Kreativität, Kontraste & Kran-Romantik
Jeder hat sein eigenes Bild vom lieblichen Amsterdam im Kopf – ein verwunschenes Gewirr aus Grachten, Gassen, schiefen Giebeln und Brücken. Omafietsen (also typisch niederländische Fahrräder) lehnen lässig an Geländern, Tulpen blühen in leuchtenden Farben und anmutige Hausboote dümpeln in den Kanälen. Doch Amsterdam kann mehr. Ich zeige dir die andere Seite der Stadt: Noord, Amsterdams Hipster-Viertel und kreatives Herz.

Amsterdams klassischer Anblick: „Fietsen“ an jeder Brücke.
Raues Noord – Amsterdams Hipster-Viertel liegt am anderen Ufer
Amsterdam ist ein Erlebnis, keine Frage. Doch wer aus dem Rummel ausbrechen will, setzt über den Fluss IJ nach Noord, auf die entspannte, urbane Seite der Stadt. Vor rund zehn bis fünfzehn Jahren hatte man hier nichts verloren. Der Wasserweg, der früher ein Meeresarm war, trennt das pittoreske Stadtzentrum Amsterdams vom Stadtteil Noord, einst Brachland und Industriehäfen.
Heute verkehren Fähren im Minutentakt. Dicht an dicht stehen an sonnigen Tagen Fußgänger neben Rädern und Motorrollern an Deck der Ponton-Fähre, die Mensch und Gerät kostenlos über den Fluss in eine neue Welt trägt: rau, kreativ, anders. In Amsterdam Noord wachsen moderne Wohnkomplexe neben alten Lagerhallen. Es gibt Cafés mit Industrial Charme, Künstlerateliers, den größten Flohmarkt Europas, ein futuristisches Filmmuseum und die vielleicht spektakulärste Schaukel Europas.



Noord, für mich einer der spannendsten Stadtteile Amsterdams, war und ist noch immer im Umbruch – mal schmerzlich, mal inspirierend. Altes weicht Neuem, aber die kreative Energie bleibt. Keine Horden, kein Gedränge, keine Fahrräder, die dich über den Haufen fahren – dafür Platz für Partys, Festivals, Ideen. Amsterdam Noord ist nicht perfekt gestylt, sondern echt und lebendig. Es ist quasi das „Brooklyn von Amsterdam“ und längst auf internationalen Bestenlisten zu finden.
NDSM – von der Werft zum Kreativ-Mekka
Der perfekte Einstieg in Noord beginnt auf dem ehemaligen Werftgelände NDSM. Bereits bei Einfahrt in den Hafen wird dir bewusst: Hier tickt Amsterdam anders. Rostige Kräne, alte Rampen, Graffiti, Container.

Das Restaurant Lowlander befindet sich direkt am Wasser.
Wo einst Schiffe gebaut wurden, siedeln heute Künstler, Start-ups, Freigeister. Die Hallen der ehemaligen Werft sind zu offenen Ateliers, Kulturstätten und Eventlocations geworden. NDSM ist roh, bunt und überraschend.
Gut essen und ungewöhnlich schlafen – Hotels und Gastronomie in NDSM
Neue Lokale schießen in Noord wie Pilze aus dem Boden. Man kommt kaum nach, den Überblick zu behalten. Bewährter Klassiker und Gastro-Pionier in NDSM ist das Café Noorderlicht. Das gläserne Gewächshaus musste inzwischen einem Holzbau weichen, doch noch immer sieht es herrlich improvisiert aus. Das Noorderlicht unterstützt soziale Projekte und Kulturinitiativen.
Meist berstend voll ist das Restaurant Pllek im Container-Look mit Bio-Küche, Stadtstrand und Familien-Flair. Mach es dir mit einem Drink gemütlich, während sich die Kinder im Spielcontainer austoben.

Das Helling 7 bietet gehobene Küche mit Hafenflair: Große Fenster und eine Dachterrasse gewähren viel Blick aufs Wasser und den Industriehafen.
Das Restaurant IJver befindet sich mitten in der ikonischen NDSM-Werft, eine 100 Jahre alte industrielle Schiffsbauhalle – im Sommer mit cooler Terrasse. Etwas abseits und versteckt liegt das Helling 7. In diesem kulinarischen Hotspot ist es so gut wie unmöglich, am Wochenende ohne Reservierung einen Tisch zu ergattern, aber es lohnt sich schon allein wegen des ungewöhnlichen Ausblicks, wenigstens auf einen Sundowner hierher zu kommen. Das geht auf der großen Terrasse auch ohne Reservierung. Bunt, stylisch und ein bisschen verrückt ist das Bellos Gios by the River, die Pizzen herrlich knusprig. Gönn dir ansonsten lecker Pfannkuchen und dreh eine Runde mit dem Pannenkoekenboot. Eine lustige Erfahrung mit Pfannkuchen-Flatrate inklusive – iss so viel, bis du platzt.
Im Sog der Kreativnutzung des Hallengeländes haben sich im Laufe der Jahre auch eine Reihe kommerzieller Hospitality-Anbieter angesiedelt. DoubleTree by Hilton hat ein schickes Hotel mit viel Glas bezogen. Das Botel, ein schwimmendes Hotel in einem umgebauten Binnenschiff, ist beliebt bei jungen Reisenden und bereits im Jahr 2007 hierher übersiedelt. Genauso wie das ungewöhnliche Luxushotel Faralda mit drei extravaganten Suiten hoch oben in einem Kran – spektakulärer Ausblick inklusive, allerdings nur für schwindelfreie Besucher!
NDSM für Entdecker: Streetart, Flohmarkt und kreative Energie
Die Streetart überall auf dem Gebiet der NDSM-Werft ist legendär – allen voran das riesige Anne-Frank-Mural des brasilianischen Künstlers Eduardo Kobra namens: „Let me be myself“. Gleich daneben: der Eingang zum größten Streetart-Museum der Welt.
Das Straat Museum in einer riesigen alten Werfthalle bietet eine faszinierende Kulisse für bedeutende Graffitikunst. Besonders spektakulär: In der Mitte der Halle hängt ein LKW senkrecht von der Decke. Unbedingt reinschauen! Das Museum gehört auch zu meinen Top-Museumstipps in Amsterdam.

Nicht verpassen solltest du außerdem den IJ-Hallen-Flohmarkt. Es gibt an rund 750 Ständen jede Menge Schätze zu entdecken. Bequeme Schuhe nicht vergessen!
Aktuelle Flohmarkt-TermineDie Transformation von Amsterdam Noord
Noord gehörte lange nicht richtig zur Stadt. Niemand wollte hierhin. Heute ist es in aller Munde und die Transformation des vormals industrialisierten Geländes in eine moderne, nachhaltig funktionierende, urbane Landschaft ist in vollem Gange.
Gut zu erkennen am lebhaften Areal mit dem Eye Filmmuseum im Zentrum – architektonisches Highlight und gleichzeitig Kino, Archiv mit 37.000 Filmen und über einer halben Million Fotos – Museum und Ort zum Chillen.

Futuristische Architektur in goldener Abendstimmung – das Eye Filmmuseum in Amsterdam-Noord am IJ-Ufer.
Vom Hauptbahnhof setzt du hierhin mit der Fähre „Buiksloterweg“ über. Wenn du von NDSM kommst, unterschätze nicht die Weitläufigkeit des gesamten Viertels mit seinen langen Wegen, an eintönigen Brachflächen, Baustellen und rostigen Kähnen entlang. Mit einem Leihfahrrad bist du hier gut beraten.
Öko-Utopia in Amsterdams Hipster-Viertel
Zwischen NDSM und dem Eye liegt De Ceuvel – eine Art Öko-Utopia und nachhaltiges Experimentierfeld, das zeigt, wie Stadt anders funktionieren kann. Auf einem alten Werftgelände sind recycelte Hausboote zu Büros und Ateliers geworden. Dazwischen: Holzstege, Solaranlagen, Pflanzen und Gräser zur Bodenentgiftung. Hier wird recycelt, upcycelt und zirkulär gedacht. Das gefällt Zukunftsforschern, Neugierigen und Aufgeschlossenen. So hat sich De Ceuvel zum beliebten alternativen und kreativen Treffpunkt entwickelt. Man kann hier auch direkt mit dem eigenen Boot anlegen.
Im zugehörigen Café De Ceuvel gibt’s vegetarische Gerichte, hausgemachte Limonaden und Snacks. Alles biologisch, lecker und mit bestem Blick aufs Wasser. Bei Bitterballen aus selbst gezogenen Austernpilzen kannst du so den Tag herrlich ausklingen und auf dich wirken lassen.

Alternativ, kreativ und nachhaltig, das ist de Ceuvel.
Am Ende sind Noord und seine etwas anderen Amsterdam-Sehenswürdigkeiten nicht nur ein reizvoller Kulissenwechsel, sondern Streetart statt Stillleben, Containercafés statt Coffeeshops, Hausboote mit Botschaft statt Hausboot-Idylle. Es ist ein Ort im Wandel, voller Energie, Charakter und Zukunftsvision. Wer Amsterdam wirklich erleben will – jenseits der Klischees – der sollte rüber nach Noord. Du wirst es nicht bereuen.
Amsterdam Noord: Alles Wichtige auf einen Blick.
Was ist Amsterdam Noord bzw. NDSM?
Noord ist Amsterdams nördlicher Stadtteil, ein riesiges, ehemaliges Industriegebiet nördlich des Flusses IJ. NDSM ist ein ehemaliges Werftgelände in Noord, heute Heimat für Kunst, Kultur und urbane Innovation.
Was macht Amsterdam Noord besonders?
Die Mischung aus rauem Charme, urbaner Kunst, innovativer Gastronomie und unkonventioneller Architektur.
Wie kommt man nach Amsterdam Noord?
Mit der kostenlosen Fähre vom Hauptbahnhof – Richtung Buiksloterweg oder NDSM. Fährt regelmäßig bis Mitternacht.
Was sind die Highlights und Sehenswürdigkeiten in Amsterdam Noord?
NDSM-Werft, das Straat Museum, Eye Filmmuseum, A’DAM Tower, De Ceuvel und der IJ-Hallen-Flohmarkt.
Wo kann man in Amsterdam Noord gut essen?
Pllek (hip und nachhaltig), IJver (Industrial Charm), Noorderlicht (entspannt kreativ), Café de Ceuvel (Urban Hippie Vibe), Helling 7 (Fine Dining).

Im „Hotel de Goudfazant“ in Amsterdam-Noord speist man stilvoll und kreativ zwischen Beton, Oldtimern und Industriehafen-Flair.
Mein persönlicher Geheimtipp: Hotel de Goudfazant. Kein Hotel, sondern ein cooles Restaurant in einer Lagerhalle mit bombastischem Kronleuchter, roten Stühlen, weißen Tischdecken und großartiger Küche – kosmopolitisch, bodenständig, bezahlbar.
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Ursprünglich veröffentlicht am 05.05.2022