Danzig in Polen fliegt bei Reisenden noch viel zu oft unterm Radar. Zu unrecht, denn die geschichtsträchtige Stadt eignet sich nicht nur für einen Ostsee-Abstecher, sondern hat auch kulturell und kulinarisch wahnsinnig viel zu bieten. Die Frage ist nur: Wo fängt man da nur an? Ich verrate dir neben den üblichen Sightseeingtipps meine persönlichen Geheimtipps und Lieblingsspots in Danzig, damit du eine richtig tolle Zeit hast!
Das kleine Geheimnis von Danzig
Trotz allem mittelalterlichen Prunk birgt die Rechtstadt ein Geheimnis, das nicht jeder auf Anhieb erkennt: Der historische Charme der Altstadt von Danzig ist eigentlich gar nicht so historisch! Denn im Zweiten Weltkrieg wurde das beeindruckende Zentrum Danzigs mit seinen Patrizierhäusern nahezu vollkommen zerstört. In den Nachkriegsjahren bemühte man sich aber, den Glanz der vergangenen Tage wieder zurückzuholen und baute vor allem die Häuserfassaden so originalgetreu wieder auf, dass das kleine Geheimnis Danzigs heute auf den ersten Blick kaum erkennbar ist.
Meine persönliche Lieblingsstraße in der Rechtstadt ist übrigens die Mariengasse. Eigentlich ist sie mit ihren vielen Bernsteinläden eine klassische Touristenfalle. Aber die schmalen Bürgerhäuser mit ihren Souterrainläden und romantischen Treppen sind einfach zu schön!


Ein Traum für Foodies oder: die Qual der Wahl
Entscheiden gehört nicht wirklich zu meinen großen Stärken, erst recht, wenn es um Essen geht und noch einmal mehr, wenn ich in Danzig bin. Die Auswahl ist einfach zu groß, zu gut, zu spannend! Generell ist Polen wie viele andere Staaten in Osteuropa in den letzten Jahren zu absoluten Hotspots auf der internationalen Foodie-Landkarte geworden, und so ein beliebtes Reiseziel wie Danzig ist da keine Ausnahme.
Als mittlere Großstadt mit ca. 470.000 Einwohnern und einer noch viel größeren Anzahl an Touristen jedes Jahr verfügt Danzig über eine riesige Bandbreite an gastronomischen Highlights. Vorbei die Zeit, in der man bei Kulinarik in Polen nur an überbordende Schlachtplatten dachte! Ich bin mir sicher, dir wird es leicht fallen, selbst ein tolles Café oder Restaurant in Danzig zu finden – falls du aber eine kleine Inspiration brauchst, kann ich dir diese zwei Locations abseits der touristischen Trampelpfade sehr empfehlen!
Éclairs bei Eklerownia
“Ich sag’ dir einfach alle Sorten auf!” Mit soviel Enthusiasmus hat die service-entwöhnte Berlinerin in mir nicht gerechnet. Geplättet von so vielen ausgefallenen Variationen in einem im wahrsten Sinne des Wortes zuckersüßen Laden, zeige ich zögernd auf eines der bunten Éclairs; unsicher, ob ich das polnische Schild wirklich richtig verstanden habe. Himbeer-Parmesan?
“Also, fangen wir einfach hier oben an”, tönt es hinter der Vitrine hervor. Verzweifelte Kundschaft scheint man im Eklerownia zu kennen; geduldig und gleichzeitig stolz wird mir jede Sorte präsentiert. “Das ist Earl Grey, das ist Lavendel mit weißer Schokolade, das ist Banane-Erdnussbutter, das ist Apfel-Karamell…” Am Ende bleibt es bei Himbeer-Parmesan, dank Beratung, und was soll ich sagen? Hingehen, ausprobieren und du wirst verstehen, warum ich jetzt absoluter Éclair-Fan bin!
Moderne polnische Küche im Motlava
Zugegeben, von außen sieht mein Tipp für ein elegantes Lunch oder ein Abendessen nicht wirklich außergewöhnlich aus. Abseits der Altstadt befindet es sich in einem schmucklosen Neubau und ist ganz unaufgeregt einfach nur nach dem Fluss benannt, der sich durch Danzig schlängelt: Motlava.
Innen aber verbirgt sich polnische Küche mit einem modernen Einschlag, der sich auch in der Einrichtung wiederfindet. Wenn du also hausgemachte Piroggen oder deftige Kohlrouladen in bester Qualität probieren willst, aber keine Lust auf olle rustikale Kaschemmen hast, dann ist das deine Adresse! Das Motlava ist ein wenig teurer als der Durchschnitt, dafür aber auch wirklich gut und absolut keine Touristenfalle.
Geheimtipp: Street-Art in Zaspa
Getreu dem Motto “es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung” kann ich dir einen Abstecher nach Zaspa auch bei unwirtlicheren Temperaturen empfehlen. Denn selbst bei grauem Himmel (oder vielleicht gerade dann) sind die farbenfrohen Murals, die sich über den gesamten Stadtteil verteilen, absolut sehenswert.
Hinter Zaspa steckt eine ganz besondere Geschichte: Bis 1974 befand sich hier der frühere Flughafen Danzigs, der mit der Inbetriebnahme des aktuellen Flughafens geschlossen wurde. Das freie Gelände wurde dann für dringend benötigten Wohnraum genutzt und der Stadtteil Zaspa entstand. Viele Murals beziehen sich daher auf die fliegerische Vergangenheit dieses speziellen Ortes. Sogar die ehemalige Landebahn ist noch zu sehen! Diese wurde einfach als Teil einer Hauptstraße in das jetzige Wohnviertel integriert.
Dem kommunistischen Gedanken entsprechend wurden die Wohnblöcke sehr gleichartig geplant: Kastenförmige Hochhäuser, gleich geschnittene Wohnungen, uniforme Anordnung. Trotzdem war und ist Zaspa eine sehr beliebte Wohngegend, ungeachtet der Assoziationen, die man beim Anblick der monotonen Plattenbauten haben mag. Beim einem Spaziergang durch das Viertel wird klar, warum: Es gibt viele Grünflächen, die Straßen sind sehr gepflegt und alle Dinge des täglichen Bedarfs wie Supermärkte oder Schulen sind fußläufig erreichbar. Ein Spaziergang bietet sich aber auch an, um die wirklich vielen Murals zu entdecken: Am besten du machst dir vorher einen kleinen Plan!
Eine Karte mit allen Street-Art-Werken in Zaspa gibt's hier zu finden.
Danzig und seine turbulente Geschichte
Wenn du dich für historische Zusammenhänge interessierst, wirst du hier deine helle Freude haben: Danzig ist sozusagen einer der Hotspots der europäischen Geschichte. Mit dem Überfall deutscher Truppen gilt die Westerplatte als der Startpunkt der Zweiten Weltkrieges (hierzu empfehle ich dir das Museum des Zweiten Weltkrieges), und in der Danziger Werft entstand bereits in den 1970er Jahren eine Arbeiterbewegung, die nicht nur in Polen die politischen Verhältnisse in Frage stellte. Im Europäischen Zentrum für Solidarität ist die gesamte Geschichte der Danziger Werft und ihr Einfluss auf die politische Landschaft Osteuropas noch einmal anschaulich aufbereitet.
Spannend ist aber auch ein Spaziergang auf eigene Faust durch das Gebiet der ehemaligen Kaiserlichen Werft. Mit vielen Schautafeln ausgestattet, erfährst du hier ebenfalls einiges über die Geschichte Danzigs und erlebst dabei zwischen den alten Hallen, die zum Großteil immer noch gewerblich genutzt werden, echtes Industrieflair.
Geheimtipp: Wenn nicht gerade Winter ist, kannst du sogar einen der riesigen Hafenkräne erklimmen und hast einen einmaligen Blick über das Werftgelände.
Ostseeluft schnuppern in Sopot (oder Brzeźno)
Einen Ausflug an die Ostsee solltest du in Danzig wirklich nicht verpassen: Lange Strandspaziergänge und die erfrischende Seeluft tun einfach so gut! Besonders beliebt ist das Ostseebad Sopot, das mit seiner ewig langen Seebrücke und dem eleganten Grand Hotel direkt an der Promenade immer noch die Grandezza eines alten Kurortes versprüht. Mit dem Zug ab dem Danziger Hauptbahnhof bist du in einer Dreiviertelstunde in Sopot.
Im Sommer bist du hier allerdings selten allein und wenn du es etwas ruhiger magst, empfehle ich dir den Strand in Brzeźno. Das gehört nämlich noch zu Danzig, ist schneller erreichbar und wesentlich beschaulicher. Die Seebrücke ist zwar kürzer als die in Sopot, kostet dafür aber auch keinen Eintritt. Übrigens: Auch im Winter lohnt sich ein Ausflug an den Strand!
Hilfreiche Tipps für Danzig
- Wann ist die beste Reisezeit für Danzig? Für mich ist der Sommer die schönste Reisezeit in Danzig. Bei warmen Temperaturen kannst du wirklich alles, was die Stadt zu bieten hat, uneingeschränkt genießen: Vom Baden am Ostseestrand über Bootsfahrten zur Westerplatte bis hin zu durchtanzten Sommernächten in Bars und Clubs ist Danzig dann ein Reiseziel für jeden Geschmack.
Im Winter rutschen die Temperaturen schnell unter den Gefrierpunkt und das feuchte Seeklima tut sein Übriges. Nimm dir also besser eine extra Lage Klamotten mit. Dafür erlebst du dann Danzig ganz ohne die Touristenmassen, die, zugegeben, im Sommer schon mal nerven können. Und mit winterlichem Flair zeigt sich Danzig von einer ganz anderen, aber dennoch stimmungsvollen Seite. - Wie komme ich in Danzig am besten von A nach B? In der Altstadt ist alles eigentlich fußläufig erreichbar. Die Altstadt ist weitestgehend Fußgängerzone und so ist man meist am schnellsten. Auch das etwas außerhalb gelegene Gelände der Kaiserlichen Werft kannst du zu Fuß mit einem längeren Spaziergang erreichen.
Für weitere Strecken z.B. in den Stadtteil Zaspa oder nach Sopot steht dir ein gut ausgebautes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln zur Verfügung. Günstig ist auch das in Danzig operierende Pendant zu Uber: Über die App “Bolt” kannst du genauso problemlos einen Fahrer rufen, der dich an dein Ziel bringt. - Wie komme ich am besten nach Danzig? Wie die meisten Großstädte in Polen verfügt Danzig über einen modernen und gut angebundenen Flughafen! Ab München gibt es regelmäßige Direktverbindungen.
- Wie zahle ich in Danzig? Polen gehört zwar zur EU, hat aber immer noch seine eigene Währung, den Polnischen Zloty. Zlotys kannst du zwar problemlos mit den meisten EC- oder Kreditkarten an jedem Geldautomaten abheben (konsultiere am besten vorher deine Bank bzw. deinen Kreditkartenanbieter zu möglichen Gebühren), aber Kartenzahlung ist in Danzig auch für Kleinstbeträge so weit verbreitet, dass du eigentlich kaum Bargeld brauchen wirst.