Das Goldene Dreieck: Rundreise durch den grünen Norden Thailands
Wer von einer Reise nach Thailand träumt, hat Bilder von puderzuckerfeinen Stränden, sich im Wind wiegenden Kokospalmen und türkisgrünem Meer vor Augen. Sich auf eine Insel in der Andamanensee oder am Golf von Thailand zurückzuziehen und in badewannenwarmem Wasser dem Alltag davonschwimmen, würde unserer Autorin Alexandra durchaus gefallen. Doch mehr noch als das Meer liebt Alexandra die Berge.
Alexandra hat sich daher in den Norden Thailands aufgemacht. Bei ihrer Rundreise durch Nordthailand stieß sie auf atemberaubende Landschaften mit dschungelbedeckten Bergketten, erkundete charmante Städtchen, in der sie sich von der buddhistisch geprägten Kultur und den kulinarischen Genüssen der Küche Thailands verzaubern ließ.
Highlights in Chiang Mai: Tempel-, Café- und Galerie-Hopping
Wir setzen zum Landeanflug in Chiang Mai an. 700 Kilometer und eine gute Flugstunde liegen zwischen Bangkok und der „Rose des Nordens“. Bei meiner ersten Thailand-Rundreise 2003 nutzten wir Chiang Mai als Ausgangspunkt für eine Trekkingtour. Drei Tage durch den Dschungel wandern, in Stelzenhäusern übernachten, in Wasserfällen baden. Mit den versteckten Dörfchen von Bergvölkern wie den Hmong und Karen ist die Umgebung von Chiang Mai ein Paradies für Outdoor-Fans.
Dieses Mal sollte mein Besuch in Chiang Mai der Kultur gewidmet sein. Dafür ist die 130.000 Köpfe zählende Stadt am Mae Ping Fluss prädestiniert, denn sie gilt als kulturelles Herz Thailands. Vor 700 Jahren als Hauptstadt des Königreichs Lanna gegründet und heute Heimat lokaler und internationaler Künstler, punktet Chiang Mai mit einer Mischung aus Tempeln, Galerien und Cafés.
Von unserem Boutique-Hotel Once Upon A Time lassen wir uns durch engste Gassen mit Street Art treiben, durch die dann und wann ein Moped knattert. Wir statten den drei Königen von Sukothai am Three Kings Monument einen Besuch ab und schlendern an den stylishen Cafés in der Rathadamnoen Road vorbei. Trendy Cafés gibt es auch in der Nimmanhaemin Road westlich der Altstadt.
Was wir bei unserem Altstadtspaziergang am häufigsten machen: Schuhe aus- und anziehen. Denn das oberste Gebot in buddhistischen Tempeln heißt: Please take off your shoes. Tempel gibt es in Chiang Mai gefühlt noch mehr als Cafés. Allein in der Altstadt sind es an die 50. An fast jeder Ecke lugt ein glockenförmiger, vergoldeter Chedi in den Himmel, erheben sich in Gold, Rot und Grün gehaltene Dächer mit filigranen Verzierungen über die weißen Mauern, die die Tempelanlagen mit ihren Versammlungshallen, Schreinen und Mönchsquartieren von den Straßen abschirmen.
Wer wie wir einen kleinen Tempelmarathon absolvieren möchte, kann die müden Füße in einem Spa zu neuem Leben erwecken lassen. Besonders zu empfehlen sind die Filialen von Lila Thai Massage, wo ehemalige weibliche Häftlinge zu Massagetherapeutinnen ausgebildet werden.
Wenn das Tempel-Hopping hungrig macht: Mit Pad Thai und Tom Kha Gai in Annies Restaurant in der Altstadt stärken.
Am Nachmittag schnappt man sich ein Songthaew – das sind die roten, offenen Sammeltaxis – und fährt zum Wat Doi Suthep. Der bekannteste Tempel Chiang Mais thront auf der Spitze des Doi Suthep und liegt 45 Minuten außerhalb. Bei Sonnenuntergang ist der Blick über die Stadt traumhaft. Alternativ lässt sich der Sonnenuntergang in einem Restaurant am Fluss wie dem The Riverfront oder Deck 1 zelebrieren. Auch hier isst man hervorragend: Madame Koh, Annies Bar & Restaurant, The House by Ginger und Woo.
Thailändische Küche der Extraklasse in einem traditionellen Haus, das mit Möbeln aus der Kolonialzeit eingerichtet ist. Unbedingt für innen reservieren, um das Retroflair umfassend zu erleben! Die gemischte Vorspeise ist der Hammer, auch die Cocktails sind sehr gut.
Traditionelle Küche im The House by GingerStreet-Food-Lover finden auf den Nachtmärkten in Chiang Mai ihre Portion Glück. Der größte Nachtmarkt hat seine Stände entlang der Chang Klan Road. In der Altstadt finden am Wochenende zwei Nachtmärkte statt: am Samstag in der Wualai Road, am Sonntag in der Ratchadamnoen Road. Vormittags lohnt ein Streifzug über den Warorot Market, auf dem die Einheimischen einkaufen – von Tempelblumen bis zu getrocknetem Fisch. Von hier ist es nur ein kurzer Weg über die Brücke in das Wat Ket Viertel, wo es Cafés und Galerien gibt.
Reisetipps für Pai: Heiße Quellen, tiefe Schluchten und ein hoher Chillfaktor
Nachdem wir vom Highway abgebogen sind, wird die Straße immer schmaler, Kurve um Kurve schlängeln wir uns die Berge hinauf. Man kann die 135 Kilometer zwischen Chiang Mai und dem nordwestlich in der Provinz Mae Hong Son gelegenen Pai mit einem Mini-Van zurücklegen oder wie wir mit Auto und Fahrer in vier Stunden.
Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen wir oberhalb von Pai an. Der Name des Restaurants mit der großen Außenterrasse – Sunset View Pai – ist Programm. Bei Pad Thai und kühlem Chang Bier genießen wir den Blick auf das üppig-grüne Tal und die dahinter liegende Bergkette.
Vor fünfzehn Jahren war Pai ein verschlafenes Nest, das Kunstschaffende und Spirituelle anzog. Viele sind geblieben und haben eine Galerie, ein Café, ein Homestay oder ein Studio für Yoga, Tai Chai oder Qi Gong aufgemacht. Heute mischen sich darunter Backpacker und inländische Touristen. Wir sind froh, dass wir uns für eine Unterkunft außerhalb entschieden haben – die Bueng Pai Farm, idyllisch an einem See und Reisfeldern gelegen. Während die Party-Crowd ins Nachtleben von Pai startet, schaukeln wir auf der Veranda unseres Cottages in der Hängematte, schauen in den Sternenhimmel und hören den Fröschen beim Quaken zu.
Das Zentrum von Pai ist überschaubar. In einem Quadrat zwischen Wat Klang und Wat Luang finden sich jede Menge Cafés und Restaurants. Meine Favoriten: Coffee Stains und Lemon Thyme Restaurant zum Frühstücken, Cake Go O für einen sehr gehaltvollen Banoffee Pie und das Pai River Corner Restaurant für einen frischen Wassermelonen-Shake mit Blick auf den Fluss Pai.
Am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum Pai Canyon, sieben Kilometer südlich des Zentrums. Auf den flachen Felsvorsprüngen und -platten, die die Erosion überlebt haben, sind schmale Wege angelegt, über die man zu Aussichtspunkten wandern kann. Auf den gratähnlichen Pfaden ist Schwindelfreiheit gefragt, links und rechts stürzen die Felswände gut 30 Meter in die Tiefe. An einigen Stellen kommt man nur kletternd vorwärts. Alles zu erwandern dauert etwa anderthalb Stunden…
Auch wenn die Wolken die Sonne verdecken und der Himmel sich zum Sonnenuntergang nicht orange färbt, ist der Pai Canyon ein toller Ort, um den Tag zu beenden.
Chiang Rai Sehenswürdigkeiten: Drei Farben Schwarz, Weiß, Blau
Um von Pai nach Chiang Rai zu kommen, muss man wieder bis kurz vor Chiang Mai zurück, bevor es Richtung Nordosten geht. Mit dem Auto braucht man für die 300 Kilometer sechs Stunden. Die Highlights und Sehenswürdigkeiten von Chiang Rai liegen außerhalb der Stadt: das Schwarze Haus, der Weiße Tempel und der Blaue Tempel.
Am besten startet man mit dem Schwarzen Haus beziehungsweise dem Baan Dam Museum. Das Lebenswerk des thailändischen Künstlers Thawan Duchanee liegt zwölf Kilometer nördlich des Zentrums. Die tempelartigen Gebäude sind mit Tierknochen und dämonischer Kunst dekoriert, auf Banketttischen liegen Schädel, Felle und Hörner. Im Garten stehen archaische Skulpturen neben etwas, das aussieht wie ein aus der Form geratenes U-Boot. Angeblich wollte Thawan Duchanee mit dem Schwarzen Haus ein Sinnbild für die Hölle schaffen.
Das Gegenstück zum Schwarzen Haus ist der Wat Rong Khun, bekannt als Weißer Tempel und 13 Kilometer südlich der Stadt gelegen. Das exzentrische Bauwerk des Künstlers Ajarn Chalermchai Kositpipat ist wie eine buddhistische Tempelanlage angelegt, wirkt mit der glitzernd-weißen Fassade jedoch schrill. Ist das Baan Dam die Hölle, wähnt man sich im Wat Rong Khun im Himmel. Die Brücke des „Kreislaufs der Wiedergeburt“ führt an ausgestreckten Händen vorbei. Diese stehen für weltliche Begierden, die es zu überwinden gilt, bevor man durch das „Himmelstor“ in den Himmel gelangt.
Nach so viel Exzentrik ist ein Abstecher in den Khun Korn Forest Park, 20 Kilometer vom Weißen Tempel in nordöstlicher Richtung, genau richtig. Die Wanderung durch den hohen Bambusdschungel zum Khun Korn Wasserfall ist nur vier Kilometer lang, dafür recht steil. Wenn der Puls zu sehr pocht, einfach stehen bleiben, Augen schließen und den Geräuschen des Dschungels lauschen. Dabei aufpassen, dass einem keine Grüne Grubenviper über die Schuhe gleitet, die leben nämlich hier und sind ganz schön giftig. Der Wasserfall kündigt sich aus Ferne mit tosenden Geräuschen an, 70 Meter stürzt er in das Flussbett.
Erfrischt geht es zurück nach Chiang Rai zum Blauen Tempel oder Wat Rong Suea. Der „Tempel des tanzenden Tigers“ wurde von Putha Kabkaew entworfen, einem Schüler Kositpipats. Die Wände, das Dach, die Buddha-Statuen und mythologischen Figuren, alles leuchtet in Saphirblau, was m Buddhismus als Farbe der Reinheit und Weisheit gilt.
Mein Tipp: Anstatt ein Restaurant in Chiang Rai aufzusuchen, lassen wir uns in unserer Unterkunft - dem Bambuh Boutique Homestay bekochen. Umgeben von einem dschungelartigen Garten schmecken die Thai-Currys nochmal so gut.
Zur UnterkunftGoldenes Dreieck: Ein Meer aus Bergen bei Mae Salong
Chiang Rai ist das Tor zum Goldenen Dreieck zwischen Thailand, Myanmar und Laos, das sich in den 1950ern den zweifelhaften Ruf als weltweites Zentrum für Opiumhandel erwarb. Konflikte zwischen Drogenbaronen, Schmugglern und abtrünnigen chinesischen Soldaten bestimmten viele Jahrzehnte das Geschehen. Auch wenn die thailändische Regierung schon in den 1970ern für den Anbau von Oolong-Tee statt Opium warb, wurden in den entlegenen Bergdörfern noch bis in die frühen 1990ern Schlafmohn angebaut und Opium gekocht.
Heute ist diese ländlich geprägte Bergregion der perfekte Ort, um eine Reise durch Nordthailand ausklingen zu lassen. 40 Kilometer von Chiang Rai liegt Mae Salong, das ursprünglich von chinesischen Einwanderern gegründet wurde, die während der kommunistischen Revolution aus Yunnan nach Nordthailand flohen. Heute haben sich in den Bergen oberhalb von Mae Salong eine Handvoll Hotels angesiedelt, die sich als Ausgangspunkt für Tagesausflüge in das Goldene Dreieck eignen. In Mae Sai lässt sich die Lebensweise der Akha kennenlernen, die für ihr Kunsthandwerk bekannt sind. Wer wandern und Teeplantagen besuchen möchte, ist in Ban Pha Mi, die Heimat des Lahu-Bergstamms, richtig. Berühmt für die Herstellung von Oolong-Tee ist das Dorf Mae Chain Tai. Ebenfalls interessant: die Hall of Opium im Golden Triangle Park.
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Als ich die Dachterrasse unseres Bambusholz-Chalets im Phu Chaisai Mountain Resort betrete, weiß ich: Ich habe mein persönliches Shangri-La gefunden. Ein Daybed, von dem ich nicht mehr aufstehen möchte, weil der Blick auf die Berge einfach so fantastisch und beruhigend ist. Aber es gibt zu viel zu entdecken: Wandertrails durch den Dschungel, eine Teeplantage, Farmen und ein Akha-Dorf. Das Resort hat eine eigene Farm, so verbringen wir einige Zeit damit, uns durch die nordthailändische Küche zu probieren. Schließlich gehört Essen auch zur Kultur eines Landes, oder?