
Mekong-Delta – zwischen Flussarmen und Reisfeldern im Süden Vietnams
Schwimmende Märkte, dichte Mangroven, Reisfelder bis zum Horizont – willkommen im Mekong-Delta, einer der schönsten und traditionsreichsten Regionen Vietnams. Der Mekong, von den Vietnamesen ehrfürchtig „Fluss der neun Drachen“, genannt, teilt sich in neun Arme, die sich durch Dschungel, Obstgärten und schier endlose Reisfelder winden, bevor sie in das Südchinesische Meer münden. Milchkaffee-braunes Wasser, Begleite mich auf eine Reise durch diese üppige, facettenreiche Region.
Can Tho – das Tor zum Mekong-Delta
Can Tho ist die größte Stadt im Mekong-Delta und als politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Region ist hier immer etwas los: In keinem anderen Ort im Delta trifft man so viele Reisende aus aller Welt, die hauptsächlich kommen, um die berühmten schwimmenden Märkte wie Cai Rang oder Phong Dien zu besuchen.
Doch Can Tho bietet noch mehr: Entlang der Uferpromenade reihen sich liebevoll angelegte Gärten, breite Boulevards wechseln sich mit schmalen Gassen. Direkt an der Ninh-Kieu-Anlegestelle gelegen, versprüht die gelbe Fassade des Alten Marktes von Can Tho mit ihren Rundbögen und grünen Holzläden noch heute den Charme vergangener Zeiten. Innen erwarten dich Stände voller tropischer Früchte, getrocknetem Fisch, Lotuskerne, Kokoskaramell und kunstvoll geflochtener Körbe. Hier findest du mit Sicherheit ein schönes Mitbringsel für zuhause.
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Natürlich darf auch in Can Tho der Besuch eines Tempels nicht fehlen. Die Ong-Pagode ist einer der bedeutendsten religiösen Orte in Can Tho. Die Außenfassade ist reich verziert mit kunstvollen Ornamenten, bunten Mosaiken und filigranen Schnitzereien.
Abends erwacht der Nachtmarkt am Ninh Kieu Kwarf – der perfekte Ort, um in die lokale Küche einzutauchen, für die Can Tho in ganz Vietnam geschätzt wird. Hier einige meiner Favoriten, die du unbedingt probieren solltest:
- Banh Xeo: knusprige Pfannkuchen mit Reismehl, Kurkuma, Garnelen, Schweinefleisch und frischen Kräutern.
- Banh Cong: kleine, goldbraune Krabbencakes aus Reismehl mit Schwein und Mungobohnen – perfekt zum Dippen in süßer oder herzhafter Sauce.
- Nem Nuong: Fleischspieße aus gegrilltem Schweinehack, serviert mit Reisblättern und frischen Kräutern.
- Xoi Man: herzhafter Klebreis, angereichert mit diversen Fleischsorten, knusprigen Röstzwiebeln und Kräutern.
- Banh Trang Tron: aromatischer Reispapiersalat mit Mango, Erdnüssen, Krabben, würziger Sauce und Kräutern.
- Banh Bot Loc: transparente Tapioka-Klößchen gefüllt mit Garnelen und Schweinebauch, serviert mit Frühlingszwiebeln und Fischsauce.
Ein Muss für alle, die Banh Mi so lieben wie ich, ist Banh Mi Thuy im Ninh Kieu Viertel. Berühmt ist Banh Mi Thuy vor allem für die perfekte Balance aus knuspriger Baguette-Kruste und saftiger Füllung. Alles frisch zubereitet und verdammt lecker!
Wenn du abends in der Stadt unterwegs bist, solltest du unbedingt einen Blick auf die Can Tho Walking Bridge werfen. Besonders nachts ist sie ein echter Hingucker: Zwei riesige Lotusblüten aus tausenden Neonlichtern erleuchten die Brücke und tauchen die ganze Umgebung in ein farbiges Lichtermeer.
Die gängigste Art der Anreise ist per Bus aus Ho-Chi-Minh-City: Zahlreiche Anbieter starten täglich vom Zentrum Saigons und erreichen je nach Zielort im Delta wie My Tho, Can Tho oder Ben Tre, nach drei bis fünf Stunden ihr Ziel. Für mehr Komfort empfehle ich Minivans, die du genau wie die Busse ganz einfach über 12go Asia buchen kannst. Ich habe für meine Fahrt nach Can Tho 14 Euro (Stand April 2025) gezahlt. Wer sich einen privaten Transport mit Abholung am Hotel wünscht, muss mit etwa 50 Euro rechnen und kann diesen ebenfalls online reservieren.
Cai Rang Floating Market
Cai Rang ist der größte schwimmende Markt im Mekong-Delta. Kurz vor Sonnenaufgang erwacht hier das Leben auf dem Wasser. Ich selbst habe mich noch halb verschlafen um halb fünf in ein kleines Boot gesetzt, um ins bunte Treiben einzutauchen.
Am Markt angekommen, war alles um mich herum in Bewegung: Hunderte Holzboote schaukeln auf dem Fluss, voll beladen mit Ananas, Wassermelonen, Kürbissen und Blumen. Überall wird gewunken, gefeilscht, getauscht und lautstark mit den frischesten Waren aus der Region gehandelt.
Ich konnte mich kaum sattsehen an diesem Durcheinander aus Farben und Menschen. Für Fotografen ist Cai Rang ein Paradies. Überall ergeben sich tolle Motive: dunkle Holzboote, die bis zum Rand mit Obst beladen sind, Händler mit traditionellen Kegelhüten und dahinter das sanfte Schimmern des Mekong im Sonnenaufgang.
Und wenn der Magen knurrt, warten bereits die zahlreichen Frühstücksboote auf Kundschaft. Wir steuerten ein Boot an, in dem eine ältere Frau ihre Gerichte direkt aus dem Kochtopf servierte. Mein Favorit: Hu Tieu, eine würzige Nudelsuppe mit Schweinefleisch oder Garnelen und mit frischen Kräutern serviert.
Phong Dien Floating Market
Der schwimmende Markt von Phong Dien ist im Vergleich zu Cai Rang viel kleiner und beschaulicher. Große motorisierte Boote sucht man hier vergeblich. Stattdessen gleiten nur ein paar schmale Sampans (Holzboote ohne Motor) übers Wasser, die von den Händlern stehend gelenkt werden.

Phong Dien: Ein schwimmender Markt, ursprünglich wie früher.
Der Markt selbst ist älter als sein großer Nachbar und wirkt noch sehr ursprünglich. Viele der Menschen hier handeln ganz ohne Geld: Sie tauschen ihre Waren direkt untereinander: Mangos gegen Bananen, Kürbisse gegen Kokosnüsse. Wir waren eines der wenigen Touristenboote vor Ort, was bedeutete, dass wir nah an die Boote heranfahren und frisches Obst direkt von den Händlern kaufen konnten.
Was mir besonders aufgefallen ist: Die Leute hier scheinen mehr Zeit mit Plaudern und Lachen zu verbringen, als damit, lautstark ihre Ware anzupreisen. Es ist ein lebendiges Durcheinander aus freundlichem Klatsch und Handel.
Mekong Flusskreuzfahrt – 3 Tage durch das Mekong-Delta
Sobald ich wusste, dass ich nach Vietnam reise, wollte ich unbedingt eine Flusskreuzfahrt auf dem Mekong unternehmen. In Can Tho war es endlich soweit. Gegen Mittag stehe ich am Ninh Kieu Pier, ein kühler Begrüßungsdrink in der Hand, die Bassac sanft schaukelnd vor mir. Das traditionelle Holzboot ist mein Zuhause für die nächsten 3 Tage. Ich beziehe meine gemütliche Kabine, lerne die Crew kennen, und kaum habe ich mich versehen, legt das Schiff ab – die Stadt verschwindet, der Fluss liegt vor uns.
Tag 1: Abseits der Wasserwege
Während man gemütlich an Bord zu Mittag isst, zieht draußen das typisch südvietnamesische Leben vorbei: Reisfelder bis zum Horizont, Zuckerrohrplantagen, grüne Wälder am Ufer. Am Nachmittag geht es weiter durch den Nicolai-Kanal, Richtung Mang Thit und Co-Chien-Fluss.
Später ankert die Bassac für einen kleinen Ausflug mit dem Fahrrad. Ich fahre zwischen Obstgärten und Reisfeldern umher und entdecke das einfache Leben abseits der Wasserwege. Mit dem Rad kommt man an Orte, die man mit dem Boot oft übersieht: winzige Pfade entlang der Kanäle, versteckte Tempel, kleine Cafés oder Märkte, auf denen du kurz anhalten kannst, um eine frische Kokosnuss zu trinken.



Tag 2: Zwischen traditionellem Handwerk und Reisbarken
Noch vor dem Sonnenaufgang am nächsten Tag legt die Bassac wieder ab. Ich bin extra früh aufgestanden, um das erste Licht des Tages einzufangen, stehe an Deck, atme die kühle Morgenluft ein und sehe zu, wie die ersten Boote über den Fluss gleiten.
An diesem Morgen wartet ein weiteres Highlight: Bevor es nach Cai Be geht, steigt man erneut aufs Rad und entdeckt die Umgebung. Unterwegs machen wir Halt bei einer kleinen Reisnudel-Manufaktur, wie es sie hier im Delta seit Generationen gibt. Aus Reismehl und Wasser entsteht ein glatter Teig, der auf heiße Platten gestrichen, gedämpft, getrocknet und schließlich zu feinen Streifen geschnitten wird. Fertig ist die Nudel.

Dampf, Reis und Handarbeit: So entstehen Nudeln.
Nach dem Ausflug an Land geht es zurück an Bord, weiter über den Co-Chien-Fluss und hinein in den Cho-Lach-Kanal. Links und rechts ankern Reisbarken, Kinder planschen im Fluss, am Ufer trocknen Obst und Kokosnüsse in der Sonne und in kleinen Werften entstehen hölzerne Boote – ein ganz normaler Morgen im Mekong-Delta.
Angekommen in Cai Be machen wir Halt bei einer Korbmacherin. Sie zeigt uns, wie aus getrockneten Palmblättern in mühsamer Handarbeit stabile Körbe entstehen. Im Schneidersitz flechtet sie mit flinken Fingern gleichmäßige Muster. Ein Handwerk, das hier traditionell von Mutter zu Tochter weitergegeben wird.

Jeder Handgriff sitzt: Körbe, hergestellt wie seit Generationen.
Tag 3: Rückkehr nach Can Tho
Am dritten Tag führt mich mein Weg zurück nach Can Tho – im Gepäck nicht nur eine randvolle Speicherkarte, sondern auch unzählige Eindrücke, Begegnungen und kleine Geschichten, die mir noch lange in Erinnerung bleiben werden.
Ich kann dir einen Mekong Cruise von Herzen empfehlen. Das Schiff war komfortabel, die Routen liebevoll geplant und die Crew sorgt dafür, dass man sich von der ersten Minute an gut aufgehoben fühlt. Mehr Infos findest du bei Mekong Cruise.
Cai Be und seine Kirche am Fluss
Cai Be liegt am nördlichen Ufer des Mekong und wirkt auf den ersten Blick wie ein verschlafenes Städtchen. Ein markantes Wahrzeichen ist die katholische Kirche von Cai Be, die direkt am Flussufer steht. Ihr heller Glockenturm ragt über die Palmen hinaus und ist schon von weitem zu sehen, wenn man sich mit dem Boot dem Ort nähert. Erbaut in der französischen Kolonialzeit, versprüht die Kirche mit ihren bunten Glasfenstern und dem schlichten Innenraum bis heute den Charme vergangener Tage.

Die Kirche von Cai Be ist gleichzeitig ihr Wahrzeichen.
Nicht weit davon entfernt liegt der lokale Markt von Cai Be, der sich morgens entlang der Uferstraße erstreckt. Wer früh da ist, schlendert zwischen Ständen voller exotischer Früchte, fangfrischem Fisch, duftenden Kräutern und kleinen Garküchen, in denen Einheimische köstliche Nudelsuppen oder süße Kokossnacks servieren.



Der einst lebendige schwimmende Markt von Cai Be ist leider seit 2021 vollständig verschwunden. Durch den intensiven Straßenbau ist der Handel auf dem Wasser zum Erliegen gekommen.
Lung Ngoc Hoang Naturreservat
Etwa eine Autostunde von Can Tho entfernt liegt mit Lung Ngoc Hoang eines der am besten gehüteten Naturgeheimnisse des Mekong-Deltas. Auf über 2.800 Hektar erstreckt sich hier ein unberührtes Feuchtgebiet mit mehr als 200 Vogelarten, darunter auch seltene oder bedrohte Arten.

Lung Ngoc Hoang – ein grünes Labyrinth aus Wasser und Bäumen.
Langsam gleitet man mit dem Boot durch grüne Kanäle, vorbei an dichtem Wald. Besonders fasziniert hat mich der Silberknaffschnabel (eine Storchenart), der mit seinem markanten Schnabel und ruhigen Bewegungen zwischen den Wasserpflanzen nach Beute sucht. Außerdem kannst du hier Sarus-Kraniche, Eisvögel und viele andere Wasservögel beobachten.
Wer mag, klettert anschließend auf den 25 Meter hohen Aussichtsturm. Von hier oben reicht der Blick über den endlosen Sumpfwald und, je nach Jahreszeit, über leuchtend grüne Reisfelder. Plane etwa anderthalb Stunden für die Bootsfahrt und den Spaziergang ein. Ein besonderes Highlight ist der Besuch eines uralten Riesen-Ficus-Baumes. Dieser mächtige Baum diente einst dem Vietcong im Krieg als perfektes Versteck für Waffen und Kämpfer.
Am besten entdeckst du das Gebiet im Rahmen einer geführten Tour, denn die Guides kennen Flora und Fauna genau und zeigen dir Tiere und Pflanzen, die du allein leicht übersehen würdest. Ich habe die Tour organisiert von Can Tho aus gemacht und vorab bei Get your Guide gebucht.
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Diese Reise wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von Vietnam Airlines.