Geheimtipp Trapani: Sehenswürdigkeiten in Siziliens Hafenstadt
Als größte Mittelmeerinsel hat Sizilien viele sehenswerte Orte zu bieten: Da wäre zum Beispiel die quirlige Hauptstadt Palermo im Norden oder das romantische Bergdorf Taormina an der Ostküste. Aber kennst du auch Trapani? Ich verrate dir, was diese unterschätzte Hafenstadt so besonders macht und warum ich sie für einen Geheimtipp auf Sizilien halte, den du nicht verpassen solltest!
Ein aufregender Mix der Kulturen
Trapani befindet sich am westlichen Zipfel Siziliens und war einst ein wichtiger Hafen für den Handel mit Nordafrika und dem Nahen Osten. Überhaupt kann die Küstenstadt auf eine lange Geschichte zurückblicken: Seit der Antike stritten die verschiedensten Völker um die Vorherrschaft über den strategisch wichtigen Hafen. Karthager, Römer, Normannen – alle waren hier und ihre Hinterlassenschaften finden sich bis heute in Architektur, Kultur und Kulinarik wieder.
Leider wurde Trapani im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und fristete dann einen Dornröschenschlaf. Seitdem 2005 jedoch ein Teil des berühmten America’s Cup vor der Küste Trapanis ausgetragen wurde, änderte sich einiges: Für die Regattabesucher wurde die Altstadt wieder aufgehübscht und viele historische Gebäude erscheinen seitdem in neuem Glanz. Auch der Tourismus zog in Trapani ein.
Allerdings ist es im Gegensatz zu vielen anderen beliebten Orten auf Sizilien immer noch sehr entspannt und noch lange nicht überlaufen. Im Gegenteil: Hier kannst du eine kleine, typisch sizilianische Hafenstadt erleben, die sich ihren authentischen Charme bewahrt hat.
Die Altstadt von Trapani: Sizilianische Millimeterarbeit
„Rechts, rechts, links, und jetzt nach vorne, un po', un po'!”, eifrig fuchtelte der Obstverkäufer vor meiner Motorhaube herum und obwohl ich mich besser auf seine Anweisungen konzentrieren sollte, konnte ich meinen Blick einfach nicht von der Gebäudekante neben mir abwenden, die sich im Lack des Mietwagens zu verewigen drohte. Zwei Mal falsch abgebogen und schon war ich mitten im Gassengewirr Trapanis verloren, die Straßen gefühlt einen halben Meter schmaler als mein Auto.
In der Altstadt von Trapani kann es schon einmal eng werden.
Ich hätte wetten können, dass ich es um diese Ecke nicht mehr schaffe – aber hey, auch das ist Sizilien: Ein Ladenbesitzer erkannte sofort mein Leid und half mir geschickt, wieder die nächste halbwegs entspannt befahrbare Straße zu erreichen. Die Altstadt von Trapani ist eben wirklich ein enges Labyrinth und auch zu Fuß gilt: Bevor du dich versiehst, hat dich der Charme Trapanis längst eingesogen!
Sehenswürdigkeiten in Trapani: Das solltest du nicht verpassen!
Am besten startest du gleich mittendrin an einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten: Die Kathedrale von Trapani stammt aus dem 14. Jahrhundert und befindet sich mitten auf dem Corso Vittorio Emmanuele, einer der Haupteinkaufstraßen Trapanis.
Schlendere den Corso entlang und du wirst dich zwischen den pompösen barocken Palazzi und einladenden Straßencafés schnell fragen, warum Trapani noch nicht von Heerscharen an Touristen heimgesucht wird. Hier findest du kleine Shoppingschätze wie die hübsche Libreria del Corso, deren Fassade sogar die Herzen von Lesemuffeln höher schlagen lässt.
Am Ende des Corso kannst du die Porta Oscura mit der unübersehbaren Torre dell'Orologio bewundern: Dieses Stadttor war einst Teil der Befestigungsmauern der Innenstadt. Läufst du von hier aus die zweite große Einkaufsstraße Via Torrearsa entlang, erreichst du nach einigen Metern den Alten Fischmarkt, dessen große Arkaden gleich ins Auge fallen.
Hier beginnt die Mura di Tramontana, ein ebenfalls verbliebenes Stück der ehemaligen Stadtbefestigung. Einen Spaziergang hier lege ich dir sehr ans Herz: Der Ausblick auf das glasklare, türkisblaue Meer ist einfach grandios. Der Strand unterhalb der Mauer ist zwar nicht der schönste, aber im Schatten dieser stimmungsvollen, mediterranen Szenerie zu baden, hat definitiv Charme. Ist dir nicht nach Schwimmen, so hast du von der Bastion Conca eine gute Sicht auf die Stadt.
Der absolute Geheimtipp ist aber der Torre di Ligny, ganz am Ende der Küste und ein bisschen auf Umwegen zu erreichen. Unten beherbergt der Turm ein für meine Begriffe sehr unspektakuläres und leicht vernächlässigtes Archäologiemuseum, das Museo Civico Torre di Ligny, aber die zwei Euro fünfzig für den Eintritt sind wirklich gut investiert: Du kannst dir damit nicht nur die Ausstellung ansehen, sondern hast so ebenfalls Zugang zur Dachterrasse des Turmes. Von hier aus hast du den absolut spektakulärsten Blick auf die hübsche Altstadt von Trapani.
Vom Torre Ligny hast du einen traumhaften Ausblick auf die Altstadt und das Meer.
Unterhalb des Torre di Ligny befindet sich ganz versteckt ein kleiner Strand. Er ist zwar sehr felsig, aber genauso mit schattenspendenden Bäumen und Bänken ausgestattet. Du kannst hier gut eine kleine Pause einlegen und dir die frische Meeresbrise um die Nase wehen lassen.
Kulinarische Spezialitäten in Trapani
Die vielen verschiedenen kulturellen Einflüsse im Laufe der Geschichte finden sich gleichfalls in der lokalen Küche wieder: Neben Pasta steht in Trapani oft der eigentlich aus Nordafrika stammende Couscous auf der Speisekarte. In Trapani wird er gerne mit frischem Fisch und Meeresfrüchten als Couscous alla Trapanese gereicht.
Typisch in Trapani: Die kordelähnlichen Busiate.
Aber auch in Sachen Pasta verfügt Trapani über eine ganz eigene Spezialität: Sehr beliebt sind hier die in sich gedrehten Busiate, die halblangen Kordeln ähneln. Besonders gut passen die Busiate zu saftigen Soßen oder aromatischem Pesto.
So einladend die Restaurants entlang des Corso Vittorio Emmanuele auch scheinen, empfehle ich dir einen Abstecher in die Seitenstraßen. Du wirst dich wundern, wie gut und günstig du in Trapani essen kannst, denn von den Preisen der touristischen Hochburgen wie zum Beispiel Taormina ist man hier noch weit entfernt.
Frische und gute Küche mit einem modernen Twist findest du zum Beispiel im Boca Bistrot, das leckere Pasta mit herzigem Service bietet.
Nicht verpassen: Die Salzgärten von Trapani
Noch berühmter ist hier eine weitere Spezialität: Vor den Toren der Stadt befinden sich die Salzgärten von Trapani. In den riesigen Becken, die sich über die Küstenlinie verteilen, wird Meersalz noch nach traditionellen Methoden per Hand gewonnen. Ohne Zusätze hergestellt, gilt das Meersalz aus Trapani als das beste Salz Italiens und ist sogar weit über die Landesgrenzen hinaus für seine hohe Qualität bekannt.
Entlang der Küstenstraße werden dir die vielen Mühlen auffallen. Bis heute wird das geerntete Salz hier gemahlen. Ein Teil des lagunenartigen Küstenabschnitts ist übrigens Naturschutzgebiet: Wenn du Glück hast, kannst du sogar wild lebende Flamingos beobachten! Sehr zu empfehlen ist das kleine Museum auf dem Gelände der Saline der Familie Culcasi, in dem du mehr über die Geschichte der Meersalzgewinnung erfahren kannst. Für nur einen einzigen Euro kannst du dort zwischen den Becken umherspazieren und die glitzernden Salzberge aus nächster Nähe bestaunen.
Obwohl eine Tour zu den Salzgärten zu jeder Tageszeit ein schöner Ausflug ist, rate ich dir jedoch dringend, am späten Nachmittag bzw. frühen Abend hier aufzuschlagen, um den Sonnenuntergang zu erleben. Sobald sich die Sonne Richtung Horizont bewegt und die riesigen Salzbecken in warmes Sonnenlicht taucht, wird es richtig magisch.
Im anliegenden Restaurant kannst du von der Terrasse aus das Spektakel sozusagen aus erster Reihe beobachten – es sind extra Bänke und Tische in Richtung Meer und Sonnenuntergang aufgestellt. Wenn du möchtest, kannst du dazu, typisch italienisch, einen Aperitivo mit ein wenig Knabberzeug schnabulieren.
Ein einmaliges Erlebnis: Der Sonnenuntergang in den Salzgärten von Trapani.
Und auch das hat wiederum meinen Eindruck von Trapani als entspanntem Herzensort bestätigt, als der nette Kellner mir ausdrücklich versicherte, dass ich gar nichts bestellen müsse, ich könne auch einfach so dort sitzen und den Sonnenuntergang genießen. Aber was wäre ein so bombastischer Sonnenuntergang ohne einen Aperitivo in der Hand? Also bestellte ich doch und schaute fasziniert auf die warm leuchtenden Salinen, in der einer Hand meinen kühlen Crodino, in der anderen meine heruntergeklappte Kinnlade: Wer hätte gedacht, dass eine unscheinbare Hafenstadt solche Schätze bereithält?