Faro: die unterschätzte Hauptstadt der Algarve

Faro ist für viele Portugal-Urlauber nur der Beginn einer Reise entlang der Algarve. Die meisten Touristen schnappen sich nämlich gleich nach Ankunft den Mietwagen und lassen Faro links liegen. Schade eigentlich, denn Faro hat durchaus mehr Sehenswürdigkeiten zu bieten als nur die Mietwagen-Abholstation am Flughafen.

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Also: Sei nicht so wie alle anderen, gib Faro eine Chance – und du wirst es nicht bereuen.

Warum du Faro kennenlernen solltest

Zugegeben, ich habe mich ein bisschen in Faro verliebt. Als Halbbrasilianerin fühle ich mich in Portugal schon rein sprachlich immer ein bisschen mehr zu Hause als anderswo. Und die Algarve gilt als eine der schönsten Regionen Portugals. Von den entspannten Algarvios und der deftig-mediterranen Küche mit viel Fisch und Gemüse, aber auch cremigen-süßen Köstlichkeiten wie den beliebten Pasteis de Nata, will ich erst gar nicht anfangen.

Im Gegensatz zu Urlauber-Hochburgen wie Albufeira oder Portimão ist Faro aber erfrischend unaufgeregt. Normale Menschen gehen hier ihrem höchst normalen Alltag nach, das Stadtleben richtet sich nach den jeweiligen Wochentagen und die paar wenigen Touristen verlieren sich im Grundrauschen des täglichen Betriebs. Trotzdem ist Faro für mich einer dieser Orte, die ein wenig Hippie-Vibes versprühen; vielleicht liegt das auch an der immer größer werdenden Anzahl von Expats und digitalen Nomaden, die Faro für sich entdecken und den teils verfallenen Ecken im Zentrum wieder Leben einhauchen.

Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Faro

Faro hat nur knapp 50.000 Einwohner und das Zentrum ist recht übersichtlich. Dennoch gibt es einige interessante Sehenswürdigkeiten und spannende Locations, die du dir anschauen solltest!

Igreja do Carmo

Im gläubigen Portugal kommt man an Kirchen nicht vorbei. Die Igreja do Carmo ist aber nicht nur wegen ihres prunkvollen Innenlebens speziell, sondern auch wegen ihrer kleinen Capela dos Ossos außerhalb im kircheneigenen Garten. Die ist nämlich über und über mit menschlichen Gebeinen und Schädeln ausgekleidet. Gruselig, aber auch sehr beeindruckend.

Shopping auf der Rua de Santo Antonio

Die Rua de Santo Antonio ist eine beliebte Einkaufsstraße im Zentrum von Faro: ein paar schöne kleine Boutiquen hier und da, der ein oder andere bekannte Modefilialist, dazwischen ein paar Cafés. Und dann noch das typische portugiesische Kopfsteinpflaster!

Tipp: Ins Baixacaffé setzen, Pause machen und einfach den Alltag genießen.

Menschen sitzen in Cafes in der belebten Einkaufsstraße Rua de Santo Antonio in Faro.
Rua de Santo Antonio Eine der beliebtesten Einkaufstraßen in Faro.
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Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Lufthansa.

Die Altstadt von Faro

Der historische Altstadtkern von Faro liegt etwas außerhalb des eigentlichen Stadtzentrums. Das fällt nicht unbedingt auf den ersten Blick auf – der Zustand einiger Straßen und Gassen im Zentrum Faros würden Immobilienmakler wohl mit dem Ausdruck „charmante Patina“ beschreiben. Der Leerstand ist groß, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass hier in den nächsten Jahren noch einiges passieren wird: Faro kommt! Die eigentliche Altstadt aber, die Cidade Velha, ist dafür schon besser herausgeputzt; trotzdem ist dieser hübsche Teil Faros wenig besucht und irgendwie noch ein touristischer Geheimtipp.

Hinter dem Arco da Vila, dem Stadttor am Jardim Manuel Bivar, beginnt die Cidade Velha. In den kleinen Gassen findest du immer wieder verstreut kleine Galerien, Bars oder Restaurants.

Vom Glockenturm der Kathedrale von Faro (Sé) am Largo da Sé hat man einen schönen Ausblick auf die Lagune und das dahinterliegende Meer. Wohl eine der besten Adressen, wenn man einen Rundum-Blick über Faro haben möchte. Der Zugang zur Kathedrale kostet einige wenige Euro, aber allein die Aussicht ist es wert.

Tipp: Nicht wie die meisten ins O Castelo pilgern, sondern den Tag bei guten Drinks auf dem Mini-Rooftop des Cidade Velha ausklingen lassen.

Marina von Faro

Ganz zufällig bin ich hier abends zum Sonnenuntergang gelandet – und es war einer dieser Momente auf Reisen, die man nicht planen kann. In den schönsten Farben ging die Sonne in der Lagune unter und färbte den kleinen Yachthafen in den schönsten Orange- und Rottönen. Mein Tipp: Rechtzeitig kommen, sich bei „O Coreto“ direkt einen Platz in der ersten Reihe sichern, an guten Cocktails nippen und die traumhafte Atmosphäre einsaugen.

Rua Conselheiro Bivar & Rua do Prior: Nightlife-Hotspot und Foodie-Tipp

Die Rua Conselheiro Bivar ist nicht besonders lang oder pompös, dennoch lassen sich hier sogar in der Nebensaison lebhafte Abende unter freiem Himmel bei einem Glas Vinho Verde verbringen. Einige nette Bars und Restaurants befinden sich hier, es lohnt sich aber auch ein Blick in die Nebenstraßen wie der Rua do Prior! Vom Vibe her fand ich es besonders inspirierend; hier trifft sich eine interessante Mischung aus Locals, Studenten, neuen und alten Hippies, jungen Touristen und Expats. Einer der Orte, die du abends auf jeden Fall besuchen solltest!

Meine Tipps:

  • Guaka für mexikanische Tacos und heftige Margaritas
  • Grains 864 Brewpub für Craft-Bier und Burger im lauschigen Boho-Ambiente: die gesamte Gasse, in der sich der Pub befindet, ist einfach zu schön dekoriert!
  • Padaria Urbana für tagsüber: Unscheinbar wirkende Bäckerei mit dafür umso leckeren Backwaren und perfekten brasilianischen Salgadinhos (kleine salzige Teigtaschen oder Häppchen). Der Italiener nebenan gehört dazu. Wilde Mischung, aber alles hausgemacht und lecker.

Faros Inseln: Pure Entspannung und weite Sandstrände

Auf den ersten Blick scheinen sich Strandliebhaber in Faro den Wunsch nach Meeresluft verkneifen zu müssen. Denn der Stadtkern von Faro liegt nicht direkt an der Küste – dazwischen befindet sich nämlich noch die Lagunenlandschaft der Ria Formosa, einem Naturschutzgebiet mit einem artenreichen Ökosystem, das sich entlang der Küste über eine Länge von 60 Kilometern erstreckt. Auf der anderen Seite der Ria Formosa befinden sich allerdings einige sehenswerte Inseln, die du definitiv besuchen solltest!

Ich empfehle dir, einen ganzen Tag für einen Ausflug zu den Inseln vor Faro reservieren: Morgens mit dem ersten Boot los, dann mit dem Hop-On-Hop-Off-Ticket ganz entspannt die beiden Inseln Ilha Deserta und Ilha da Culatra abklappern und mit dem letzten Boot zurück nach Faro.

Hier findest du Fahrpläne und Tickets für die Boote zu den Inseln.

Ilha Deserta

Ilha Deserta heißt auf deutsch „Verlassene Insel“ und ein bisschen fühlt es sich auch so an. Die Insel ist in Privatbesitz und man gibt sich größte Mühe, die Insel so natürlich wie möglich zu belassen. Das einzige Gebäude der Insel ist das futuristisch anmutende Restaurant Estaminé, das hauptsächlich Fisch und Meeresfrüchte serviert und versucht, u.a. mit Osmosefiltern zur Trinkwassergewinnung und Solarernergiepanels besonders nachhaltig zu wirtschaften.

Auf der Ilha Deserta steht die Natur im Mittelpunkt: In den weitläufigen Dünen und an den extrabreiten Stränden verlieren sich di

e Besucher und alles, was man spürt, ist absolute Ruhe. Interessant sind auch die Gegensätze der Insel: Zur Lagune hin ist das Wasser ruhig und die Dünenlandschaft erinnert fast ein bisschen an die Nordsee, während auf der anderen Seite der Insel die Brandung des Atlantiks tobt und eine Welle nach der anderen an den Strand wirft. Kaum zu glauben, dass so viel Natur mit der Fähre nur 45 Minuten (mit dem Speedboat sogar nur 15 Minuten!) von Faro entfernt ist!

Ilha do Farol

Genau genommen ist die Ilha do Farol nur ein Teil der Nachbarinsel Ilha da Culatra. Aber die kleine Siedlung hier rund um den Leuchtturm ist eine kleine Welt für sich, und auch die Hop-On-Hop-Off-Bootstour legt hier einen Stopp ein.

Ilha da Culatra

Von der Ilha do Farol ist es nur ein Katzensprung zum nächsten Stopp Ilha da Culatra. Die Ilha da Culatra ist insgesamt etwas belebter als die Ilha Deserta und ich hätte hier auch gut und gerne den ganzen Tag verbringen können: Die Strandbar MarAmais ist einer dieser Hippie Orte, an denen man die Zeit vergessen will und sich nicht mehr vorstellen kann, je wieder seine Flip-Flops in festes Schuhwerk einzutauschen. Neben hübschen Ferienhäusern gibt es hier noch richtiges Dorfleben mit einfachen Restaurants, einem kleinen Supermarkt und einem lebhaften Hafen zur Lagunenseite.

Auch hier findest du lange Sandstrände und Möglichkeiten zum Baden, wenn die Brandung es zulässt. Gegen 18 Uhr fährt hier das letzte Boot zurück nach Faro – und vor lauter Entspannung musste ich wirklich aufpassen, nicht die Zeit zu vergessen.

Ilha da Armona und Ilha de Tavira

Die Ilha Deserta und die Ilha da Culatra sind nicht die einzigen Inseln im Naturschutzgebiet Ria Formosa. Wie eine Perlenkette reihen sich die Inseln vor der Küste aneinander und bilden so die Grenzen der Ria Formosa. Östlich der Ilha da Culatra z.B. befindet sich die Ilha da Armona, die von Olhão gut zu erreichen ist; danach folgt die Ilha da Tavira, perfekt für einen Ausflug ab Tavira.

Hilfreiche Tipps für Faro

Braucht man einen Mietwagen?

In Faro ist ein Mietwagen eher hinderlich, du kannst alles zu Fuß erreichen. Willst du aber weiter die Algarve erkunden, ist ein Mietwagen eine gute Idee. Es gibt zwar Zug- und Busverbindungen zwischen den einzelnen Orten, die sind allerdings sehr zeitaufwändig. Am besten du schaust dir erst ein paar Tage Faro an und holst dann deinen Mietwagen am Flughafen ab oder umgekehrt.

Ist Faro sicher?

Ich muss zugeben, als Alleinreisende war ich bei meiner abendlichen Ankunft skeptisch. Denn viele Straßen im Zentrum von Faro sehen ziemlich runtergerockt und nicht gerade vertrauenserweckend aus. In meiner Unterkunft habe ich aber ganz selbstverständlich genau dort ein paar Adressen für Abendessen und Drinks empfohlen bekommen. Also war ich zu Fuß in den dunklen Gassen unterwegs und die Unsicherheit ist schnell verflogen. Der Leerstand ist einfach sehr groß, was zu vielen Bauruinen oder verlassenen Häusern führt; aber die allgemeine Lage, was Kriminalität anging, schien mir sehr entspannt.
Selbstverständlich solltest du auch hier den gesunden Menschenverstand nutzen und mein Empfinden ist möglicherweise nicht dein Empfinden. Dennoch fand ich Faro (und den Rest der Algarve) gerade in Punkt Sicherheit als Alleinreisende sehr angenehm.

Wie viele Tage sollte man für Faro einplanen?

Ich würde für einen Aufenthalt in Faro zwei volle Tage einplanen: an einem kannst du die Stadt selbst entdecken, an dem anderen Tag kannst du dir mit einer Bootstour wie oben beschrieben die Inseln vor Faro ansehen. Allerdings: Wenn dir Faro so gut gefällt wie mir, werden aus den zwei Tagen auch schnell mehr!

Was kannst du ab Faro sonst unternehmen?

Östlich von Faro ist die Küste weniger felsig, dafür gibt es mit dem Naturschutzgebiet Ria Formosa weitläufige Strände mit einer beeindruckenden Lagunenlandschaft. Hier kannst du zum Beispiel bei Cacela Velha an einem der schönsten Strände der Ria Formosa entlangspazieren oder den beliebten Ort Tavira besuchen. Das historische Zentrum von Tavira ist sehr sehenswert und wenn du Natur und weite Strände suchst, wirst du auf der vorgelagerten Ilha de Tavira fündig.
Westlich von Faro kannst du Orte wie Albufeira, Lagos, Portimao oder Sagres und Sehenswürdigkeiten wie die Höhlen von Benagil, die Praia da Falésia oder die Thermalquelle Monchique erkunden.

Koffer schon gepackt? Oder noch mehr Tipps? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

1 Kommentar

  1. Ingrid Kirsch

    Zuglinie von Faro nach Lagos mit Haltepunkten allen größeren Orten erwähnen evtl. Fahrplan ausdrucken.