Dubrovnik bedient viele Klischees: Eine malerische Altstadt mit kopfsteingepflasterten Gassen, in der rote Dächer, bunte Wäsche und ein tiefblaues Meer um die Wette eifern. Dazu ein Mix aus Gotik, Renaissance und Barock, mit wunderschönen Stadtpalästen und Kirchen. Auch wenn die „Perle der Adria“ spätestens seit den Dreharbeiten zu „Game of Thrones“ kein Geheimtipp mehr ist, gibt es an jeder Ecke kleine und große Geschichten zu entdecken.
Unter mir ein Lichtermeer, die Häuser sind noch als Silhouetten zu erkennen, die sich vom blaugraurosafarbenen Abendhimmel abheben – die Altstadt von Dubrovnik liegt mir im wahrsten Sinne zu Füßen, als wir uns über die kurvige Küstenstraße nähern. Klingt nach Postkarte? Zu kitschig? Ich verrate es lieber direkt: Ich stehe auf solche Motive. Und bin sicher: Die Stars und Sternchen aus Hollywood, die Royals und die Modedesigner, die es regelmäßig im Sommer in die süddalmatische Hafenstadt zieht, werden auch jedes Mal aufs Neue von diesem Anblick begeistert sein.
„Wer das Paradies auf Erden sehen will, muss nach Dubrovnik kommen.“
– George Bernard Shaw, irischer Autor und Urheber des Namens „Perle der Adria“ –
Dubrovnik: Schauplatz von „Game of Thrones“ und „Star Wars 8“
Als ich am Sonntagmorgen am Pile Tor aus dem Bus steige, hat sich die Perle der Adria kurzzeitig in ihr Muschelgehäuse zurückgezogen. „Game of Thrones Tour?“ „Star Wars Tour?“. Es wimmelt von Tourenanbietern und Touristengruppen. Nein danke, ich möchte weder auf den Spuren von Daenerys, Tyron & Co. durch die Altstadt wandern, noch wissen, wo der Sternenkrieg von Star Wars 8 gedreht wurde. Außerdem bin ich schon verabredet, mit Mario, der mir für ein paar Stunden seine Stadt zeigen wird.
Unser erster Stopp liegt außerhalb der alten Stadtmauer, für die Dubrovnik so berühmt ist: die Bucht, von der eine steile Treppe zur Festung Lovrijenac führt. Ein zentraler Schauplatz in Game of Thrones, erzählt Mario. Psst, davon will ich gar nichts wissen. Ich höre viel lieber, was er von den Ursprüngen Dubrovniks erzählt. Von der Republik Ragusa und der Freiheitsliebe der Bewohner des einst unabhängigen Stadtstaates, die oben auf der Festung in Stein gemeißelt ist: „Wir verkaufen unsere Freiheit nicht für alles Gold der Welt.“
Auf einen Kaffee im „Libertina“
Freiheit ist auch der Name eines der ältesten Cafés der Altstadt: Caffe Bar Libertina. Wir bleiben zufällig in dem schuhkartongroßen Lokal in der Goldschmiedgasse hängen. Eigentlich haben wir gar keine Zeit, unser Programm ist straff: Die dienstälteste Apotheke Europas, in der man verjüngende, nach jahrhundertealten Rezepturen hergestellte Rosenölcremes kaufen kann, der Rektorenpalast, der mittelalterliche Hafen. Aber Mario kennt den Wirt des Libertina gut – Luci, eigentlich Luciano – und den muss ich unbedingt kennenlernen.
Luci ist nämlich nicht irgendwer. Er hat sein Land, damals noch Jugoslawien, einst beim Eurovision Song Contest vertreten, als Sänger der Band Dubrovački Trubadur. Das war 1968. Neben Cliff Richards, Wencke Myhre und Karel Gott stand Luci damals auf der Bühne. Dementsprechend vergilbt sind auch die Bandfotos, die an den Wänden des Cafés hängen. Luci spricht nicht sehr viel, lädt uns aber auf einen Kaffee ein. Und einen Hausschnaps. Den gibt es sonst nur für Stammgäste, die an der Theke oder an den Zweiertischen draußen sitzen und Zeitung lesen. Ich nippe nur an der dunkelbraunen Flüssigkeit und konzentriere mich auf meinen Cappuccino. Wir verabschieden uns und schlängeln uns an den Touristengruppen vorbei, die inzwischen die Stradun bevölkern. Wir hätten noch Glück, sagt Mario. Im Hochsommer, wenn die Kreuzfahrtschiffe jeden Tag Tausende von Touristen ausspucken, sieht man den wie Marmor glänzenden Kalkstein der Hauptflaniermeile vor lauter Menschen nicht mehr.
Sehenswürdigkeiten in Dubrovnik: Franziskanerapotheke, Rektorenpalast und alter Hafen
Die erwähnte Apotheke befindet sich übrigens am Anfang der Stradun und gehört zum Franziskanerkloster. Ab 1317 wurden hier Arzneien aus Naturprodukten hergestellt, zuerst nur für das Kloster, später auch für die Bürger der Stadt. Spannend: Man hat Bücher gefunden mit pharmazeutischen Formeln für ein Elixier für ewige Jugend.
Der Rektorenpalast war der Regierungssitz der alten Republik Dubrovnik. Der Regierung stand jeweils für einen Monat ein Rektor vor, der für diese Zeit im Rektorenpalast lebte. Ohne Familie – und er durfte ihn nur für Amtshandlungen verlassen. Der Palast wurde immer wieder zerstört, heute beherbergt er das kulturhistorische Museum.
Auf der Rückseite des Rektorenpalastes befindet sich der Stadthafen von Dubrovnik, der im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Die drei großen Gewölbebögen dienten als Werft, heute findet man in dem ehemaligen Arsenal Cafés und Restaurants. Das mittelalterliche Flair ist dennoch erhalten geblieben: Mit viel Phantasie kann man sich vorstellen, wie eine dicke Kette zwischen den Befestigungsanlagen St. Johann und St. Lukas den Hafen vor feindlichen Schiffen schützte.
Kloster, Kirchen, Kapellen und eine Kathedrale
Vom Stadthafen kann man sie schon erblicken: die allgegenwärtige Kuppel der Kathedrale von Dubrovnik. Überhaupt ist Dubrovnik die Stadt der Kirchen – mehr als 60 Kirchen gibt es, dazu 40 Kapellen.
Die Kathedrale befindet sich gegenüber dem Rektorenpalast. Sie ist bekannt für ihre Schatzkammer, die u.a. die Überreste des Heiligen Blasius beherbergt. Das ist der Schutzheilige von Dubrovnik. Ansonsten: Eine barocke Schönheit mit pompösen Altären und Gemälden flämischer, italienischer und kroatischer Meister.
Dem Schutzpatron ist auch eine eigene Kirche gewidmet. Die St.-Blasius-Kirche sticht ebenfalls überall hervor, dank ihrer bläulichen Kuppel. Sie befindet sich auf der Südseite des Luža-Platzes. Besonders lohnend ist ein Besuch am Abend, wenn die Sonnenstrahlen durch die Mosaikfenster fallen.
Eine meiner Lieblingskirchen in Dubrovnik ist die St.-Nikolaus-Kirche. Sie liegt recht versteckt am Ende der Prijeko-Straße und ist so schlicht und klein, dass man sie fast übersieht. Ein perfekter Augenblick, um innezuhalten.
Weitere Kirchen und Klöster in der Altstadt von Dubrovnik, die einen näheren Blick wert sind: das Dominikanerkloster, die St.-Ignatius-Kirche, auch Jesuitenkirche genannt, die St.-Josef-Kirche sowie die Erlöserkirche direkt vor dem Franziskanerkloster.
Zum Mittagessen im „Kopun“
Auf dem kleinen Hügel unterhalb der Stadtmauer haben wir wieder unsere Ruhe. In die kleinen, steilen Gassen verirren sich nur Wenige. Der Duft von frisch gewaschener Wäsche, die überall zwischen den Häuserwänden hängt, vermischt sich mit Essengerüchen. Außer dem Klappern von Besteck und dem Schlagen einer Kirchturmuhr ist nichts zu hören. Ein guter Hinweis, Zeit für ein Mittagessen, und zwar im Kopun, am Rudjer-Bošković-Platz, mit Blick auf die St. Ignatius Kirche. Das Kopun ist für ein Gericht besonders bekannt: Kapaun. Das ist Stubenküken, geschmort mit Weißwein, Honig und Bitterorange, nach einem Rezept aus dem 16. Jahrhundert, angeblich das Lieblingsessen des kroatischen Renaissancedichters Marin Držić. Angesichts der süßen Note bin ich zunächst etwas skeptisch, doch es schmeckt hervorragend. Genauso wie der Nachtisch, Rozata, eine Art kroatische Crème Caramel.
Schönster Ausblick auf Dubrovniks Altstadt
Eigentlich hatte ich vor, den Brdo Srd, den Hausberg Dubrovniks, zu erwandern. Doch nach dem üppigen Mittagessen entscheide ich mich für die Seilbahn. Oben angekommen, verschlägt es mir trotzdem den Atem. Schon wieder ein Postkartenmotiv. Ich erkenne die Kirchen, die wir besichtigt haben und mache die Stadtmauer mit den Wehrtürmen aus. Im Hintergrund wieder dieses unverschämt blaue Meer, und eine Insel, die nur aus Grün zu bestehen scheint – Lokrum. Sich von diesem Anblick loszureißen, ist schwer, doch es lohnt sich, den Blick um 180 Grad zu drehen: Berge soweit das Auge reicht. Nur sieben Kilometer Luftlinie bis nach Bosnien und Herzegowina, erzählt Jani, als er mich mit einem Helm ausstattet. Bei richtig klarer Sicht kann man bis Montenegro schauen.
Helm? Ja. Und ich muss mich angurten. Denn jetzt wird es rasant. Es geht per Buggy über den Srd. Die Adrenalinjunkies sitzen selbst am Steuer, die weniger Abenteuerlustigen, die lieber die spektakuläre Aussicht genießen, klettern auf den Beifahrersitz. Es geht vorbei am kaiserlichen Fort, das Napoleon erbauen ließ, an Kühen und an einem Ökobauernhof. Und an einem Bunker. Auf dem Sred wird man an einen traurigen Teil der jüngsten Geschichte erinnert. Der Hausberg Dubrovniks war ein strategischer Verteidigungspunkt im letzten Unabhängigkeitskrieg, man sieht noch Granateinschläge und einen verfallenen Schutzstand.
Info zur Seilbahn auf den Sred: Die Station der Dubrovnik Cable Car liegt etwas oberhalb der Altstadt und ist in zehn Gehminuten vom Pile- oder Ploče-Tor erreichbar. Für die 780 Meter lange Strecke zum Gipfel des Sred benötigt die Seilbahn dreieinhalb Minuten. Die erste Abfahrt beginnt um 9.00 Uhr, im Hochsommer kann man sogar bis Mitternacht hinauffahren, ansonsten je nach Jahreszeit bis nachmittags oder frühen Abend. Eine Einzelfahrt kostet 90,00 Kuna, die Hin- und Rückfahrt 170 Kuna, das sind derzeit 12,00 Euro bzw. 23 Euro.
Über die Stadtmauer zur „Buza Bar“
Zum Glück ist der Spaziergang auf der Stadtmauer eine Einbahnstraße. Sonst wäre die Kollision mit Selfiestangen tragenden Besuchern aus Asien und Backpackerinnen im Bikini, die sich vor den roten Dächern der Altstadt gegenseitig ablichten, vorprogrammiert. Ich drücke auch fast pausenlos auf den Auslöser. Obwohl ich schon so viele Bilder von den roten Dächern und den hellen, von der Sonne angeleuchteten Steinhäusern gemacht habe, kann ich mich nicht satt sehen. Im Caffe Salvatore finde ich ein Plätzchen, um bei einem Fruchtcocktail durch ein Loch in der Mauer den Ausblick auf Lokrum zu genießen.
Von oben beobachte ich auch das Treiben in der Buza Bar I und der Buza Bar II, die man durch eine kleine Maueröffnung erreicht. Wie Vogelnester kleben die beiden „Cliff Bars“ auf den Felsen unterhalb der Stadtmauer. Die Sonnenhungrigen liegen auf Handtüchern auf den Felsplateaus, die Mutigen springen vom Felsen ins Wasser. Ein perfekter Spot zum Schwimmen und für einen Sundowner.
Dubrovniks Altstadt am Abend: die besten Restaurants
Den Sonnenuntergang in einer der Buza Bars muss ich mir für meinen nächsten Besuch aufheben. Ich bin zu einer Weinprobe verabredet und möchte vorher noch etwas essen. Nein, kein Ćevapčići, obwohl die Dubrovniker das gerne und oft zu Hause essen und eine große Portion gegrillte Hackfleischröllchen wahrscheinlich eine solide Grundlage für eine Weinverkostung wäre. Doch die kroatische Küche hat weit mehr zu bieten. Viele Restaurantchefs verfeinern Fischgerichte mit einem internationalen Twist. So wie das Azur in einer Gasse unterhalb der Buza Bar, das mediterrane Küche mit asiatischer Note auf den Tisch bringt. Ich lasse mir den kurz angebratenen Thunfisch schmecken, mit Sprossen, gecrushten Cashewnüssen und knusprigen Basilikumblättern. Extrem lecker und so leicht, dass noch Platz ist für das „Signature“-Dessert – eine Tarte mit Schokoladencreme.
Von trocken bis fruchtig: Weine aus der Region Dubrovnik
Auf zur Weinprobe. Ich muss zugeben, Weine aus den Balkanländern gehörten bislang nicht zu meinen Favoriten. Ich bin gespannt. Mit Jelka steuere ich das D’Vino an, nicht zu verfehlen am Anfang der dritten Gasse links vom Pile Tor. Blöd, dass ich schon gegessen habe, denn im D’Vino es gibt zum Wein köstliche Tapas, mit Olivenöl beträufelten Ziegenkäse, Oliven, Chorizo und würzigen Schinken.
Die Platte wird trotzdem leer, eine perfekte Begleitung für die Auswahl an Weiß- und Rotweinen, durch die wir uns probieren. Fruchtig-leichter Malvazija, ein trockener, vollerer Pošip, der auf der Insel Korčula angebaut wird, und ein Graševina, eine Art Riesling aus Slawonien. Wir schwenken um auf Rotwein. Der Plavac ist ein perfekter Sommerwein, mir für einen Rotwein jedoch zu leicht und zu fruchtig. Mein Favorit ist der Dingač, schwer und rund.
Auf ein letztes Glas machen wir Halt in der Razonda Wine Bar, die zum The Pucić Palace Hotel gehört. Der Sommelier empfiehlt einen Crljenak, das Pendant zum kalifornischen Zinfandel, ein feiner Tropfen. Eigentlich steht noch die Matusko Wine Bar auf dem Programm, doch wir müssen passen. Für den Heimweg gönnen wir uns noch ein Eis, Bitterschokolade und Bitterorange, typisch kroatisch und eine perfekte Kombination. Ich habe meinen Himmel auf Erden gefunden …
Weiter aufs Meer hinaus geht es im zweiten Teil zu Dubrovnik und seinen Inseln.
Noch einige praktische Tipps für Dubrovnik
- Reisezeit: Die beste Reisezeit für Dubrovnik ist von Mai bis Juni und von September bis Oktober. Im Hochsommer kann das Thermometer in der adriatischen Küstenstadt schnell mal die 40-Grad-Marke knacken. Die Winter sind relativ mild, allerdings fallen dann auch die meisten Niederschläge.
- Hotel in Dubrovnik: Gewohnt habe ich im Valamar Lacroma Dubrovnik, einem modernen 4-Sterne-Hotel auf der Halbinsel Babin Kuk. Bis in die Altstadt von Dubrovnik sind es nur sechs Kilometer, vom Hotel fährt ein Linienbus bis zum Pile Gate. Das Schöne daran, etwas außerhalb zu wohnen: es ist nur ein Katzensprung bis zum Strand! Die Lobby und der Pool-Bereich wurden 2019 komplett renoviert.
- Mit dem Mietwagen in Dubrovnik: Die von der Stadtmauer umgebene Altstadt ist komplett autofrei. Wer einen Mietwagen nimmt, lässt sein Auto am besten auf dem Hotelparkplatz stehen und nimmt einen der Stadtbusse. In der Ilijina Glavica gibt es ein öffentliches Parkhaus, Parkplätze finden sich u.a. unterhalb der Station der Dubrovnik Cable Car, am Hafen im Stadtviertel Gruž oder gegenüber der Lovrjenac-Festung.
- Ferienwohnungen in Dubrovnik: Viele Dubrovniker leben heute lieber außerhalb der Stadtmauern und haben ihre Altstadtwohnung in schicke Ferienapartments umgewandelt. Es gibt auch eine ganze Reihe hübscher B&Bs. Wer mit Blick auf die vielen Kirchtürme wach werden oder auf einer Terrasse über den Dächern der Altstadt frühstücken möchte, quartiert sich z. B. im The Byron oder den Brand New Apartments St. Blaise
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