Die Yaeyama Inseln in Japan, das einsame Paradies

Mit dem Round The World Ticket der Star Alliance reisen Anne und Clemens um die Welt. Nach ihrer Erkundung der verrücken Seiten Tokios flogen sie weiter zum Kayaken und Wandern auf die grünen Yaeyama Inseln im Südwesten Okinawas.

Wir drücken uns die Nase an der Fensterscheibe des Flugzeugs platt. Zwischen den Wolken erkennen wir kleine, grüne Hügel und das leuchtende, türkisfarbene Meer, bis unter den Wolken eine große, längliche Insel sichtbar wird. Das muss sie sein! Das muss Ishigaki sein – eine der 23 Inseln, die zur japanischen Inselgruppe der Yaeyama Islands gehört.

Hinter uns liegen bereits zehn Tage in Japan. Tage, die so aufregend waren, dass wir kaum noch alles zusammenbekommen. Sie waren gefüllt mit den blinkenden Lichtern Tokios, mit dem zarten Rosa der Kirschblüte, mit den vielen Tempeln in Kyoto und mit den kleinen Dörfern, die vor den Fenstern des Schnellzugs Shinkansen immer wieder vorbeirauschten. Jetzt liegen Tage am anderen Ende Japans vor uns. „Ishigaki ist so anders als der Rest von Japan“, haben uns die Japaner verraten, die wir in Tokio getroffen haben. Wir haben drei Tage, um das herauszufinden.

Mit dem Auto über die Insel Ishigaki: Von Tradition zu Tradition

Im Vergleich zu anderen Ecken Japans ist es auf Ishigaki einfach, ein Auto zu mieten – und genau das tun wir. Bei der Autovermietung Smile bekommen wir innerhalb weniger Minuten ein Auto, um einen Tag lang die Insel zu erkunden. Wir starten vom Fährterminal aus in Richtung Norden. Groß ist die Insel nicht und deswegen ist es relativ einfach, viele Dinge in kürzester Zeit zu sehen.

Ja, die Yaeyama Inseln sind anders als das, was man eigentlich von Japan kennt. Hier ist alles ein bisschen langsamer, etwas entspannter. Hier herrscht Inselzeit und das ist an allen Ecken zu spüren. Rechts von uns breitet sich eine endlose grüne, hügelige Landschaft aus, links von uns braust das Meer vor sich hin. Nach knapp 40 Minuten sind wir im Norden der Insel angekommen, am Kabira Bay Lookout. Wir sind fast die Einzigen und das, obwohl dieser Aussichtspunkt zu den größten Touristenorten auf der Insel zählt. Wenige Touristen kommen bisher auf die Yaeyama Inseln und wenn, dann sind es meistens Japaner, die eine Auszeit vom Großstadtleben brauchen. Es tut gut, eine Insel zu erleben, die noch nicht auf dem Radar der Rucksacktouristen aufgetaucht ist.

Neben der wunderschönen, unberührten Natur sind die Yaeyama Inseln in der Okinawa Präfektur noch für etwas anderes berühmt, nämlich für ihre Menschen und ihre Traditionen, die hier sorgfältig bewahrt werden. Wir lassen den Aussichtspunkt hinter uns und fahren weiter. Auf dem Programm: die Minsa Weberei und ein ganz besonderer Mann.

Im Garten der Minsa Weberei flattern bunt gefärbte Stoffe im Wind. Seit Jahren werden hier traditionelle Kleidungsstücke und Accessoires im Ishigaki-Look gewebt – sorgfältig und filigran und vor allem immer noch auf die gleiche traditionelle Art und Weise. An den Holzwebstühlen gehen Frauen unbeirrt ihrer Arbeit nach, während wir in der zweiten Etage der Weberei durch das kleine Museum schlendern. Wer Lust hat, hier selbst etwas zu weben, kann ein paar Stunden am Webstuhl buchen und selbst Erfahrungen sammeln.

Nur unweit der Weberei ist das Studio von Mr. Taba. Wir sind ein bisschen nervös, als wir in das Zimmerchen treten, denn alles, was wir wissen ist, dass der 86-jährige Mr. Taba leider kein Englisch spricht. Seit 56 Jahren schon verbringt er seinen Alltag damit, Holzmasken zu schnitzen. Tagein, tagaus sitzt er auf seinem Hocker und schnitzt kleine, große und ab und zu auch riesige Masken – für den Eigengebrauch, für traditionelle Festlichkeiten auf den Inseln oder zum Verkauf. Wir versuchen, mit ihm zu kommunizieren und einigen uns auf unsere gemeinsame Verständigung: ein breites Grinsen, das wir noch beim Verlassen des Ladens im Gesicht haben.

Immer wieder halten wir auf unserem Mini-Roadtrip über die Insel Ishigaki an kleinen Läden, die seit Jahren ihr Handwerk fortführen. Mal ist es der Sake in der Awamori Distillerie und mal das Salz in der Ishigaki Island Salt Factory, das im Hinterhof in der Sonne getrocknet wird.

Traditionen und Ishigaki – das passt zusammen wie der Sake zum Wagyu Beef. Die kleine Insel wimmelt nur so von kleinen Besonderheiten, die wir zu unserer Überraschung immer wieder versteckt in kleinen Gärten oder Hintergassen finden.

Yaeyama Inseln: Die große, grüne Schwester Iriomote

Der nächste Tag beginnt für uns bereits früh am Morgen. Vom Fährterminal aus nehmen wir die Fähre auf die Nachbarinsel von Ishigaki. Es geht nach Iriomote, der größeren und noch grüneren Schwesterinsel. Die Überfahrt zum südlichen Anlegehafen der Insel, Ohara, dauert 35 Minuten (Kosten: 1770 Yen bzw. ca. 14,20 Euro für eine Fahrt). Direkt am Hafen werden wir von einer jungen Japanerin abgeholt, die vom Aussehen und von der Kleidung her perfekt zum Image einer Insel passt. Mit ihren Boardshorts, Flip Flops und den lockigen Haaren wirkt sie, als hätte sie noch kurz ein paar Wellen genommen und wäre dann schnell zum Hafen geeilt. Mit ihr gehen wir heute mit Hirata Tourism Kayak fahren und wandern.

Eine knappe halbe Stunde später spazieren wir, bewaffnet mit Schwimmwesten, Schwimmschuhen und Paddel in der Hand, in Richtung Fluss. Wir paddeln stromaufwärts zum Wasserfall. Es ist ruhig auf Iriomote, bis auf das Eintauchen unserer Paddel ins Wasser hört man kein Geräusch. Weit und breit gibt es nur uns, unseren Guide und weite, grüne Hügel.

Unsere Kayaks binden wir an ein paar Wurzeln an, dann wandern wir durch den Wald zum Wasserfall. 20 Minuten später liegt er direkt vor uns: der Sangara Wasserfall, ein kleiner, aber breiter Wasserfall, der in Sekundenschnelle zu unserem neuen Lieblingspicknick-Platz wird. Wir wandern direkt durch den Wasserfall durch, klettern hoch und setzen uns dann in die Sonne. Unser Guide ist vorbereitet: es gibt grünen Tee und Sushi. Gestärkt, von der Sonne gewärmt und voller Tatendrang spazieren wir zurück zum Kayak, lassen uns vom Strom abwärts treiben und besteigen kurz darauf schon wieder die Fähre zurück nach Ishigaki.

Taketomi: Dort, wo die Zeit stehen geblieben ist

Taketomi ist eine weitere Nachbarinsel von Ishigaki. Sie ist der Hauptanlaufpunkt für Tagestouristen, die von Ishigaki aus mit der Fähre innerhalb von 15 Minuten übersetzen. Berühmt ist die Insel für die roten Ziegeldächer der kleinen Häuser im Kawara-Stil, die sich hauptsächlich im Inselzentrum befinden. Wir setzen über und machen uns auf einen kleinen Spaziergang in Richtung Strand.

Taketomi ist gerade am Nachmittag noch ruhiger als Ishigaki und Iriomote. Dann, wenn die Touristen schon wieder auf den anderen Inseln sind, wenn weniger Fahrradfahrer mit ihren Mieträdern unterwegs sind und dann, wenn alle Angst haben, die letzte Fähre um 18:15 Uhr zurück nach Ishigaki zu verpassen. Wir schlendern durch die kleinen Gassen des Zentrums, entlang einer verlassenen Straße, bis wir am Strand sind. Der Kaiji Strand ist nicht nur wunderschön gelegen, verlassen und von Palmen gesäumt. Nein, er hat etwas ganz Besonderes, das es so sicherlich nicht an anderen Stränden dieser Welt gibt. Hier sind die Sandkörner sternförmig. Ja, sternförmig. Wer hier durch den Sand streicht, wird kleine Sandkörner finden, die auf der Handinnenfläche wirken, als seien sie frisch vom Himmel gefallen.

Tipp: Von Ishigaki aus kann man morgens die Fähre nach Taketomi nehmen und den Tag mit dem Fahrrad über die Insel radeln. Wir hatten leider nur eine Stunde Zeit, um die schönen Häuser mit ihren Bilderbuchdächern zu bewundern und die frische Luft am Strand einzuatmen.

Kulinarik à la Ishigaki: Fleisch, Fleisch, Fleisch

Die Küche auf den Yaeyama Inseln ist anders als im restlichen Japan. Während man in Japan meistens Ramen-Suppe, Sushi und andere, leichte Gerichte isst, wird auf der abgelegenen Inselgruppe Fleisch ganz Groß geschrieben. Direkt am ersten Abend machen wir uns auf in das Ishigaki Village. Der Komplex ist ein Ensemble aus typisch okinawanischen Restaurants, die sich auf drei Etagen verteilen. Wir starten unseren Fleisch-Marathon mit einem typisch japanischen Barbecue. Am zweiten Abend geht es wieder ins Ishigaki Village. Diesmal auf einen Ishigaki Beef Burger – eine sehr gute Wahl.

Für den letzten Abend haben wir uns etwas Besonderes herausgesucht, um das berühmte Ishigaki-Rindfleisch zu testen. Im Restaurant Ishigakiya wird angeblich das beste Fleisch der Insel aufgetischt. Wir werden in unser eigenes kleines Zimmer geleitet, die Schuhe ziehen wir direkt am Eingang des Restaurants aus. Was folgt ist ein langer Grillabend, der uns durch die gesamte Fleischpalette der Yaeyama Inseln leitet.

Der letzte Schluck Sake ist getrunken und mit vollem Bauch und schwerem Gemüt verlassen wir unser eigenes kleines Grillzimmerchen. Arigatu Ishigaki, danke Ishigaki, für diese ganz besondere japanische Erfahrung.

Auf ihrer Reise durch Japan wurden Anne und Clemens unterstützt von:

blog-artikel_logoleiste_sponsor_334x150_star

Koffer schon gepackt? Oder noch mehr Tipps? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

5 Kommentare

  1. HeMeTee

    Irgendwie passt das alles nicht so recht ins festgesetzte Bild von Japan.
    Deshalb: Arigatu für diesen ganz besonderen Bericht.

  2. René

    Otsukare zama!

    ich möchte im September gerne mit meiner Familie nach Ishigaki reisen, und da ich ein alter Seebär bin würde ich dies gerne mit dem Schiff/ einer Fähre machen. Aber wie ich so im Netz lese wurden mit in Betriebnahme von ISG wohl alle Fährverbindungen von Okinawa, Taiwan und Kyushu nach Ishigaki eingestellt, ist dem wirklich so ??? Ich wäre froh wenn ihr da weiterhelfen könntet.

    Beste Grüsse

    René

    • Redaktionsteam

      Lieber René,

      Anne und Clemens haben Ishigaki von Osaka aus mit dem Flugzeug angesteuert, deswegen liegen uns zu den aktuellen Fährverbindungen keine genauen Informationen vor. Aber schau doch mal auf Visit Okinawa vorbei.

      Viele Grüße, dein Blog-Team

  3. Pinske86

    Sprecht ihr Japanisch oder kommt man mit Englisch zurecht?

    • Clemens & Anne

      Hallo! Wir beide sprechen nicht Japanisch. Um ehrlich zu sein versteht auf den Inseln kaum jemand Englisch, aber man kommt trotzdem irgendwie zurecht, wenn auch mit Händen und Füßen 🙂