Die atemberaubendsten Gotteshäuser der Welt

Sei es aus architektonischem Interesse, innerer Überzeugung oder schlicht aus Pflichtgefühl: Treffen wir unterwegs auf eine Kirche, Moschee oder Synagoge, gehört ein kurzer Rundgang einfach dazu. Viele Gotteshäuser sind allerdings so speziell, bizarr oder schön, dass sie einen festen Platz auf der Reiseagenda verdienen. Hier kommen unsere Empfehlungen.

Sagrada Familia in Barcelona – the neverending story …

Wer denkt, der Berliner Flughafen sei eine unendliche (Bau-)Geschichte, sollte einen Blick auf die römisch-katholische Basilika „Temple Expiatori de la Sagrada Familia“ in Barcelona werfen. Ihr Grundstein wurde bereits 1882 gelegt – fertiggestellt ist sie bis heute nicht. Vielleicht liegt es an den gigantischen Ausmaßen der Kirche oder an ihrer Funktion als „Sühnekirche“? Finanziert wird der Bau nämlich ausschließlich über Spenden und Eintrittsgelder.

Während gewöhnliche Kirchen ein oder zwei Türme haben, sind für die Sagrada Familia ganze 18 Stück geplant. Vorherrschender Baustil ist der Modernismus – die katalanische Variante des Jugendstils – für den wiederum der spanische Architekt Antoni Gaudí verantwortlich ist. Ein Jahr nach Baubeginn übernahm er das Mammutprojekt und arbeitete bis zu seinem Tod im Juni 1926 unermüdlich an seiner „Predigt aus Stein“. Die letzten zwölf Jahre lebte er sogar ganz auf der Baustelle. Und das, obwohl für die Bauzeit ursprünglich nur 15 Jahre veranschlagt waren.

Offizieller Termin für die Fertigstellung der Sagrada Familia ist das Jahr 2026 – pünktlich zu Gaudis 100. Todestag. Spätestens dann wird Ulm seine Spitzenposition des höchsten Kirchturms der Welt räumen müssen. 172,5 Meter hoch wird die Sagrada Familia sein und das Ulmer Münster damit um elf Meter überragen. Ein wenig Demut schwingt trotz aller Maximalmaße dennoch mit: Um den Menschen nicht über Gottes Werk zu stellen, wird die Kirche etwas niedriger sein als die umliegenden Berge.

Adresse: Carrer de Mallorca, 401, 08013, Barcelona, Spanien

Tipp: Es empfiehlt sich, Eintrittskarten für die Sagrada Familia vorab zu buchen, denn die Wartezeit kann selbst am frühen Morgen bei bis zu zwei Stunden liegen.

Übrigens: Auch der Bau des Kölner Doms reiht sich in die Liste der Fehlplanungen ein: Ganze 632 Jahre dauerte sein Bau und seit der Fertigstellung 1880 kämpfen Restauratoren permanent gegen den Zerfall. Die Kosten des über Jahrhunderte andauernden Bauprojekts? Nicht zu beziffern.

Die Stabkirche von Borgund in Norwegen – Blick ins Mittelalter

Auf eine eindrucksvolle Reise ins späte Mittelalter entführt die Stabkirche von Borgund im Südwesten Norwegens. Sie stammt aus der Zeit um 1150 und ist eine der am besten erhaltenen Stabkirchen in Norwegen. Nach knapp 900 Jahren befindet sie sich immer noch im Originalzustand. Der Begriff „Stabkirche“ beschreibt übrigens ihre Bauweise: Die meist fensterlosen Gebetsstätten wurden aus senkrecht stehenden Holzstäben konstruiert.

An vielen Stabkirchen finden sich Elemente aus der nordischen Mythologie, denn die ersten dieser Gebetsstätten entstanden nach der zweihundertjährigen Übergangszeit vom Heiden- zum Christentum. So prangen an der Stabkirche in Borgund auch Drachenköpfe zur Abschreckung böser Geister, Runeninschriften und Portalschnitzereien. Der Innenraum ist sehr schlicht gehalten, ohne Sitzgelegenheiten und durch die fehlenden Fenster schummrig-düster. Das wenige Licht dringt durch runde Gucklöcher ins Innere. Mehr als 700 Jahre – bis zu einem Kirchenneubau im Jahr 1868 – wurde die Stabkirche von Borgund regulär als Gotteshaus genutzt. Fünf Jahre später ging sie in den Besitz eines Vereins über und dient seitdem als Museum.

Die Stabkirche von Burgund kann täglich von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Der Eintrittspreis für Erwachsene liegt bei rund 8,50 Euro.

Adresse: 6888 Borgund, Norwegen

Tipp: Während der offiziellen Öffnungszeiten ist die Kirche meist stark überlaufen. Wer nicht unbedingt einen Blick ins Innere der Kirche werfen möchte, profitiert von einem Besuch außerhalb der Öffnungszeiten – ganz ohne Touristenmassen und mit ausreichend Zeit für schöne Fotos.

Akshardham Tempel – Gotteshaus im Guinness-Buch

„Akshardham“ heißt so viel wie „Zuhause des höchsten Gottes“ und ist zugleich der Name des flächenmäßig größten Hindu-Tempels der Welt. Mit einer Höhe von 43 und einer Länge von 108 Metern inmitten eines 40 Hektar großen Gelände hat es der Akshardham Tempel in Neu-Delhi 2007 – zwei Jahre nach seiner Fertigstellung – sogar ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft.

Fünf Jahre bauten rund 3.000 Freiwillige und 7.000 Kunsthandwerker an der mit Steinelefanten und Göttern verzierten Tempelanlage. Vor dem Tempel befindet sich Indiens größter stufenförmiger Brunnen, an dem jeden Abend eine musikalische Vorführung abgehalten wird, die den Lauf des Lebens reflektiert.

Darüber hinaus gibt es in der Tempelanlage einen Food-Court, ein IMAX-Kino, 3D-Installationen, Museen sowie ein Kulturzentrum. Gebetsstätte und Freizeitpark – der Akshardham Tempel bietet vom allem ein bisschen was.

Adresse: Noida Mor, Pandav Nagar, New Delhi, Delhi 110092, Indien

Tipp: Fotografieren ist verboten. Die Sicherheitskontrolle am Eingang ist ebenfalls sehr streng: Kameras, Handys, Handtaschen, Essen und Getränke müssen abgegeben und in Schließfächern verstaut werden. Der Eintritt ist dafür frei.

Nasir al Molk-Moschee in Schiras – Kaleidoskop der Gotteshäuser

Von außen ist die Nasir al Molk-Moschee mit ihrem typischen Kuppelbau und gedeckten Farben eher schlicht gehalten. Wer das Gotteshaus aber betritt, wird augenblicklich in unzählige Farben gehüllt: Die bunten Bleiglasfenster leiten das Licht auf ganz besondere Weise in das Innere der Moschee und sorgen durch das stetig wandelnde Licht für eine einzigartige Atmosphäre.

Der volle Zauber der Moschee entfaltet sich kurz nach Sonnenaufgang. Nur dann fällt das Licht so durch die bunten Fenster, dass die Böden und Säulen von tausenden Lichtern in allen Farben angestrahlt werden. Natürlich hat diese Schönheit auch einen Hintergedanken: Die Gläubigen sollten mit diesen Lichtspielen zum morgendlichen Gebet gelockt werden. Die verantwortlichen Architekten verstanden ihr Handwerk ganz ausgezeichnet, denn dieser Plan geht bis heute auf.

Adresse: Goade-e-Araban Place, Shiraz 71364, Iran

Quechula und Fayon – versunkene Gotteshäuser

Jedes Gotteshaus ist auch immer ein Zeuge seiner Zeit. Kriege und Naturkatastrophen hinterlassen ihre Spuren und hin und wieder muss ein Gotteshaus aufgrund wirtschaftlicher Interessen weichen. Ein Beispiel dafür ist die Kirche des katalanischen Dorfes Fayon, das 1967 beim Stauen des Sees Ebro geflutet wurde. An seine Existenz erinnert heute nur noch der aus dem Stausee ragende Kirchturm. Das Gebiet ist heute ein beliebtes Anglerrevier und der Kirchturm lässt sich mit Booten erreichen.

Aus der Versenkung taucht auch der „Temple of Quechula“ im mexikanischen Chiapas immer wieder auf, zuletzt im Sommer. Der 400 Jahre alte Prachtbau verschwand 1996 nach einem Dammbau im Nezahualcoyotl-Stausee. Nach einer anhaltenden Dürre, die aus dem einspeisenden Fluss Grijalva ein Rinnsal machte, tauchte die Ruine plötzlich aus den Fluten auf. 2002 war sie schon einmal zu sehen und so weit freigelegt, dass Besucher ins Innere gelangen konnten. Bei der nächsten Dürreperiode wird der Temple of Quechula mit Sicherheit wieder zum Besuchermagneten. Haltet diesen Tipp also im Hinterkopf.

Und noch ein paar rekordverdächtige Gotteshäuser…

In jedem Winkel der Welt sind atemberaubende Gotteshäuser unzähliger Religionen und Glaubensgemeinschaften zu finden. Unsere ausführliche Beschreibung ließe sich endlos fortführen. Hier aber noch ein paar rekordverdächtige Gotteshäuser, die Ihr bei einem Besuch in der Gegend unbedingt ansehen solltet:

  • Die Spanische Synagoge in Prag zählt zu den schönsten Sakralbauten der Welt und glänzt mit farbigen Verglasungen, orientalischen Motiven und Goldverzierungen im spanisch-maurischen Stil.
  • In der schottischen Rosslyn-Kapelle aus dem 15. Jahrhundert soll der Heilige Gral versteckt worden sein. Ihr Grundriss entspricht dem des Herodianischen Tempels in Jerusalem.
  • Die evangelisch-lutherische Hallgrimskirkja in Reykjavik ist die größte Kirche und zugleich zweithöchste Gebäude Islands.
  • Die Wallfahrtskirche Las Lajas in Kolumbien wurde auf einer Brücke über einer Schlucht errichtet.
  • Die Basilika von Yamoussoukro an der Elfenbeinküste zählt zu den größten Kirchen der Welt. Mit 158 Metern ist sie höher als der Petersdom in Rom. Sie verfügt über 7.400 Quadratmeter Buntglasfenster sowie 7.000 Sitz- und 11.000 Stehplätze.
  • Der hinduistische Sri Mariamman Tempel in Singapur wird alle zwölf Jahre im Zuge einer großen Weihezeremonie komplett renoviert und erneuert.
  • Der Tōdai-ji, ein buddhistischer Tempel in der japanischen Stadt Nara, beherbergt die weltweit größte buddhistische Bronzestatue. Seine Haupthalle ist das größte rein aus Holz gebaute Gebäude der Welt.
  • Die Schah-Faisal-Moschee in Islamabad ist die Nationalmoschee Pakistans und umfasst eine Fläche von unglaublichen 5.000 Quadratmetern.
  • Die Moschee von Djenné in Mali ist das größte Lehmgebäude der Welt und wurde 1988 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Sie zählt als eine der größten Errungenschaften sudanesischer Architektur.
  • Das zentrale Gotteshaus der russisch-orthodoxen Kirche, die Christi-Erlöser-Kathedrale in Moskau, wurde zwischen 1995 und 2000 mit privaten Spenden originalgetreu wiederaufgebaut. Stalin zerstörte sie 1931 und wollte an ihrer Stelle den „Palast der Sowjets“ errichten. Daraus wurde nichts, stattdessen nahm ein Schwimmbad den Platz in der Baugrube ein.

Bildnachweise in der Reihenfolge des Erscheinens:

  • Beitragsbild: ©s1ingshot „Masjed-e Nasir-al-Molk“ via Flickr, licensed under CC BY 2.0
  • 2010 weihte Benedikt XVI. die Sagrada Familia und erhob sie in den Rang einer Basilika. Bild: pcdazero „sagrada-familia-536854_1280“ via Pixabay
  • 2005 wurde die Krypta der Sagrada Familia ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Bild: ©Iwao Kobayashi „Sagrada Familia“ via Flickr, licensed under CC BY 2.0
  • Erinnert etwas an das Knusperhäuschen aus Hänsel und Gretel: Die Stabkirche im norwegischen Borgund. Bild: jogi031 „Stabkirche Borgund“ via Pixabay
  • Seine gigantischen Ausmaße haben dem Akshardham Tempel einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde beschert. Bild: ©djandywdotcomawesome-akshardham-temple-in-delhi-india-295837“ via Flickr, licensed under CC BY-SA 2.0
  • Die Fassade aus rotem Stein und weißem Marmor soll Reinheit und Frieden symbolisieren. Bild: ©rundndakshardhamDSC_0257“ via Flickr, licensed under CC BY-ND 2.0
  • Die Nasir al Molk-Moschee wurde von 1876 bis 1888, zur Zeit der Qadscharen, erbaut. Bild: ©s1ingshotMasjed-e Nasir-al-Molk“ via Flickr, licensed under CC BY 2.0
  • In den Bleiglasfenstern sind Mosaike, geometrische Figuren und sakrale Symbole zu sehen. Bild: ©s1ingshot „Masjed-e Nasir-al-Molk“ via Flickr, licensed under CC BY 2.0
  • Der Kirchturm erinnert als stummer Zeuge an das geflutete Dorf Fayon. Bild: ©Sílvia Martín „Fayón“ via Flickr, licensed under CC BY 2.0
  • Die älteste unzerstört erhaltene Synagoge Europas steht in Prag. Bild: shpeizer „Synagoge Prag“ via Pixabay
  • Liegt hier der Heilige Gral versteckt? Unzählige Mythen ranken sich um die Rosslyn-Kapelle. Bild: niki_vogt „Schottland“ via Pixabay
  • Mit knapp 75 Meter ist die Hallgrimskirkja in Reykjavik das zweithöchste Gebäude Islands. Bild: Spaway „Hallgrimskirkja“ via pixabay
  • Las Lajas: 1754 soll hier die Jungfrau Maria erschienen sein. Bild: Jerzykwpodrozy „Kolumbien“ via Pixabay
  • Jeden Montag ist Markt vor der Lehm-Moschee in Djenné. Bild: ©qivMoschee von Djenné“ via Flickr, licensed under CC BY-SA 2.0
  • Die Christi-Erlöser-Kathedrale in Moskau wurde allein durch Spenden originalgetreu nachgebaut. Bild: ©cities@night209_Christi-Erlöser-Kathedrale_Moskau_554“ via Flickr, licensed under CC BY-ND 2.0

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