Dieser Artikel ist die Fortsetzung von Marias Irland Roadtrip Irlands Südwesten: The Wild Atlantic Way.
Irland ist kein Zwergenland, doch mit rund 70.000 Quadratkilometern ist die grüne Insel immerhin so groß wie Bayern. Um Deinen Irland Roadtrip richtig genießen zu können, solltest Du Dir daher nicht zu viel vornehmen. Es gibt zwar Schnellstraßen, doch Dich zieht es bestimmt in die landschaftlich besonders reizvollen Gegenden. Dort sind die Straßen allerdings relativ schmal. Da heißt es: Ausreichend viel Fahrzeit einplanen und am Anfang mehr Konzentration wegen des Linksverkehrs. Erfahrungsgemäß wirst Du außerdem viel häufiger stehen bleiben als Du ahnst – zu vieles wartet darauf, entdeckt zu werden. Bedenke, dass Du für kurze Stopps auf schmalen Straßen links ranfahren musst und nicht rechts, wie bei uns.
Roadtrip Irland: ein bisschen von allem
Eine innerhalb einer Woche gut machbare Strecke führt von Cork im Süden der Insel Richtung Norden in die Hauptstadt Dublin. Die rund 300 Kilometer lange Route – wenn Du die Küste entlang fährst, ist sie naturgemäß um einiges länger – zeigt, wie vielfältig Irland ist. Hier wirst Du ein bisschen von allem finden: Natur, Kultur, Geschichte, leckeres Essen, attraktive Einkaufsgelegenheiten und naturbelassene Strände.
Cork: Lässige Stadt mit großem Angebot für Foodies
Cork ist der perfekte Einstieg für eine Reise durch Irland. Die zweitgrößte Stadt des Landes gibt sich locker-lässig mit Graffiti und Urban Gardening. Sie hat eine quirlige Fußgängerzone und eine lebendige Gastroszene.
Handgemachte Schokoladenmitbringsel und heiße Schokolade zum Trinken findest Du zum Beispiel im O‘ Conaill Hot Chocolate. Ebenfalls zu empfehlen ist das Café & Restaurant Lafayettes im Imperial Hotel Cork – der Inbegriff der extravaganten Gemütlichkeit. Auch im The Bookshelf Coffee House wirst Du Dich bestimmt wohl fühlen. Die Bar Bodega und die kleine Indoor-Foodhall The Cornmarket Co-op im St. Peters Market sind ebenfalls Top-Einkehrmöglichkeiten.
Kulinarischer Roadtrip: Blue Cheese und Soda Bread
Wenn Dir jetzt noch immer der Magen knurrt, versorgst Du Dich am besten im English Market, einer überdachten Markthalle, mit typisch irischen Produkten. Hier gibt es tollen Käse von Cheddar über Ziegenkäse bis Cashel Blue Cheese, Irish Soda Bread und Eis aus eigener Herstellung. Eine Tasse Tee und eine hausgemachte Mehlspeise kannst Du im Farmgate Café genießen und dabei von oben aus das Markttreiben beobachten. Keine Scheu, Du wirst leicht mit den Leuten ins Gespräch kommen.
Deine Abende verbringst Du in Irland am besten da, wo es auch die Einheimischen tun: im Pub. Von denen gibt es in Cork – so wie im Rest Irlands – an jeder Ecke eines.
Roadtrip Irland: Deftiges Frühstück und ein irisches Traumschloss in Waterford
Weiter geht es nach Waterford, Irlands älteste Stadt. Die Wikinger gründeten sie im 9. Jahrhundert. Immer wieder wirst Du im Stadtbild mittelalterliche Türme und Teile der ehemaligen Stadtmauer entdecken.
Am Vormittag ist das Café No 9 Treffpunkt für Jung und Alt – hier wird traditionelles Irish Breakfast serviert: Eier, Speck, Bratwurst, Pilze und Black Pudding, das ist eine Art Blutwurst. Ein Kännchen Schwarztee mit Milch und Zucker darf dazu nicht fehlen.
Gut gestärkt kannst Du noch einen Ausflug zum Waterford Castle einschieben. Das Schloss liegt auf einer kleinen Insel mitten im Fluss Suir und ist nur per Fähre erreichbar. Wie viele andere irische Schlösser auch, wurde es mittlerweile zum exquisiten Hotel umfunktioniert. Fast an jedem zweiten Tag im Jahr finden hier Familienfeiern oder Hochzeiten statt. Dann kannst Du das Schloss zwar nicht von innen, aber von außen besichtigen – und Dich dabei wie im Märchen fühlen.
New Ross: Eine irische Tragödie, die niemanden kalt lässt
Irische Geschichte hautnah erleben lässt sich auch im pittoresken Städtchen New Ross. Schon bei der Einfahrt ist das am Fluss Barrow ankernde Dunbrody Famine Ship zu sehen. Der Nachbau des Schiffs ist Teil des Dunbrody Visitor Centers, das eindrucksvoll und interaktiv die Zeit des sogenannten „Großen Hungers“ (1845 bis 1849) beschreibt. Mehr als eine Million Iren mussten damals ihre Heimat verlassen. Die Kartoffelfäule hatte große Teile der Ernte zerstört. Und die englischen Grundbesitzer taten nichts, um ihren irischen Untergebenen aus der Not zu helfen.
Wer es sich irgendwie leisten konnte, setzte auf Schiffen wie der Dunbrody in die USA oder nach Kanada über. Die Überfahrt dauerte vier bis acht Wochen, viele überlebten sie nicht. Die Menschen waren zusammengepfercht auf einfachen Holzpritschen, sahen kaum Tageslicht, hatten kaum zu essen und wurden häufig krank. Die große Auswanderungswelle führte dazu, dass heute viele Menschen im nordamerikanischen Raum irische Wurzeln haben – auch einige US-Präsidenten.
Roadtrip durch Irland: Brittas Bay und Wicklow Mountains
Weiter geht’s in Richtung Norden: Ein bei vielen Einheimischen beliebter Erholungsort ist Brittas Bay südlich von Wicklow. Der langgezogene Sand- und Kiesstrand versteckt sich hinter einer sanften Dünenlandschaft. Strandurlaub in Irland? Genau! An sonnigen Tagen sind es gar nicht Wenige, die sich ins kühle Wasser trauen.
Vom Strand geht’s in die Wicklow Mountains. Innerhalb kürzester Zeit findest Du Dich in einer verwunschenen Landschaft wie aus einer anderen Zeit wieder: Knorrige Bäume, mit Moos bewachsene Baumstämme und grasgrüne Farne. Mehrere Wanderwege führen durch die geheimnisvollen Wälder und um die beiden Seen, oft mit Blick auf die Wicklow Mountains. Das Gebiet ist ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel.
Powerscourt Estate: Imposantes Anwesen mit prächtigen Gärten
Eine prächtige Gartenanlage befindet sich in Enniskerry, ein paar Kilometer südlich von Dublin. Das Powerscourt Estate ist ein ehemaliges Mittelalter-Schloss, das 1741 zu einem herrschaftlichen Anwesen umgebaut wurde. Es ist von einer imposanten Gartenanlage umgeben, in der es nach Rosenblüten und Lavendel riecht.
Prunkvolle, schmiedeeiserne Tore führen in die einzelnen Gärten wie den Italienischen Garten oder den Japanischen Garten. Im Anwesen selbst findest Du einige Shops und ein romantisches Terrassen-Café mit weitreichendem Blick über die Anlage.
Dublin: Pub-Kultur hautnah erleben
Sie sind gemütliche, leicht abgedunkelte Rückzugsorte; tagsüber sitzen in die Jahre gekommene Herren an der Bar; ein Pint Guinness in der Hand; abends wird es lebendiger und nachts steppt der Bär: Irish Pubs. Dublin ist sozusagen das Epizentrum der irischen Pub-Kultur.
„Die Pubs sind hier nach wie vor sozialer Mittelpunkt, vom vierjährigen bis zum 90-jährigen geht die ganze Familie gemeinsam dorthin“, erklärt Tanya, eine gebürtige Deutsche, die vor mehr als 20 Jahren in Dublin hängen geblieben ist und als Tourguide arbeitet. Gefühlt jedes dritte Haus in der 1,2-Millionen-Einwohner-Stadt ist ein Pub. Wie soll man sich da entscheiden?
Wenn Du authentische Irish Pubs in Dublin kennenlernen möchtest, meidest Du am besten das berühmt-berüchtigte und bei trinkfreudigen Touristen beliebte Viertel Tempel Bar. Tanya zählt auf, wo die Einheimischen gerne ihre Pints trinken: Grogans, John Kehoe’s, McDaids, Stag’s Head – die Liste ist endlos.
Und da wäre natürlich noch das O‘ Donoghue’s, wo einst die berühmte Folkband The Dubliners ihre Anfänge hatte. Noch heute finden sich hier an vielen Tagen im Jahr Musiker zusammen, um gemeinsam zu spielen. Und wer weiß? Vielleicht bist Du ja ganz zufällig dabei, wenn hier künftige Musik-Legenden ihre ersten Auftritte vor Publikum haben?
Nicht nur wegen der vielen Pubs zahlt es sich aus, am Ende Deiner Rundreise noch ein paar Tage in Dublin zu bleiben. Besucherschlager sind das Guinness Storehouse und das Trinity College mit dem legendären Book of Kells. Wenn Du auf Folklore stehst, gefällt Dir vielleicht ein Besuch im National Leprechaun Museum. Dort erfährst Du alles über die Leprechauns – kleine Kobolde aus der irischen Sagenwelt.
Vom Stadttrubel erholen kannst Du Dich ausgezeichnet beim „Art Tea“ im 5-Sterne-Hotel The Merrion – nicht günstig, aber von Tourguide Tanya wärmstens empfohlen. Der Teesalon erinnert an ein vornehmes Wohnzimmer mit Polstersesseln und Kamin. Das Tee-Menü bietet eine breite Auswahl an kunstvoll verzierten Kuchen und Patisserien. Es kostet ohne Getränk 45 Euro – am besten einfach mit Deiner Reisebegleitung teilen!
Und zum Schluss noch zwei Tipps für Deinen Irland Roadtrip
- Am praktischsten ist es, nach Cork zu fliegen und die Heimreise von Dublin aus anzutreten. Den Mietwagen kannst Du in Cork anmieten und am Flughafen Dublin abgeben.
- Linksfahren ist leichter als gedacht! Am besten entscheidest Du Dich für ein Auto mit Automatik und Navigationsgerät. Dann kann nicht mehr viel schief gehen.
Mehr zu Marias Reise nach Irland findest Du auf ihrem Blog kofferpacken.at.
Noch ein Tipp: Ich erkunde Städte ja immer gerne aus unterschiedlichen Perspektiven. Deshalb habe ich mich nach meiner Ankunft in Dublin auf die Suche nach alternativen Orten und authentischen Pubs gemacht. Meine persönlichen Insider-Tipps für Dublin gibt’s hier zu lesen: https://www.kofferpacken.at/europa/sehenswertes-in-dublin-insidertipps/
Liebe Grüße,
Maria
Hi Maria
Wie siehts mit Übernachtungsmöglichkeiten aus?
Hast du da auch ein paar Vorschläge?
Danke
Belinda
Liebe Belinda! Die schönsten Übernachtungsmöglichkeiten in Irland sind für mich typischerweise Bed & Breakfasts, ausgefallene Hostels und familiengeführte Pubs mit Gästezimmern.
Auf der oben beschriebenen Strecke bietet sich in Cork aber auch die Übernachtung direkt am Flughafen an, zum Beispiel im Cork Airport Hotel: https://www.corkairporthotel.com/ – falls du spät am Abend landen solltest. Wenn dir traditionelle irische Musik gefällt, fühlst du dich vielleicht im familiengeführten B&B mit Pub namens Creedons, dasi im Zentrum von Cork liegt, wohler: http://creedonsbnb.com
In Dublin finde ich das Jacobs Inn Hostel ganz praktisch. Es ist zwar relativ groß, aber hat eine gute Atmosphäre und ist modern eingerichtet. Falls du im Dorm schläfst, sorgt ein eigener kleiner Vorhang für Privatsphäre 🙂 https://www.jacobsinn.com/