Auf der Leuchtturm-Route durch Nova Scotia

Im kanadischen Nova Scotia ist man immer nah am Meer. Auf der Leuchtturmroute schlängeln sich idyllische, malerische Fischerorte an den Buchten entlang. Madlens Reisebericht nimmt euch mit auf den "Spielplatz des Ozeans".

Dieser Artikel ist die Fortsetzung von Madlens Beitrag Cape Breton in Nova Scotia: Wo Berge auf Meer treffen.

„Nova Scotia – the Ocean’s Playground“ steht auf den Nummernschildern der Autos geschrieben. Reist man durch Nova Scotia, die Provinz an Kanadas Atlantikküste, ist man immer nah am Meer, mehr als 15 bis 20 Minuten braucht man selten. Malerische Fischerorte schlängeln sich an den Buchten entlang, die alle als Postkartenmotiv herhalten könnten. Eines der Dörfer hat es tatsächlich zur Berühmtheit geschafft – Peggy’s Cove.

Reisebericht Nova Scotia: strahlend weiße Leuchttürme und Walbeobachtungen

Kaum ein Reiseführer, dessen Cover nicht der markante, strahlend weiße Leuchtturm auf den abgeschliffenen Granitfelsen ziert. Doch Peggy’s Cove bietet auch eine pittoreske Ansammlung von bunten Häusern, die sich auf den Grashügeln verteilen. Aus der Ferne leuchtet die weiße Kirche auf einem der Hügel. Darunter zieht sich der Ortskern enger und umschlingt den kleinen Hafen, aus dem Boote zum Hochseefischen, zu Walbeobachtungen oder für Ausflüge zu den benachbarten Inseln aufbrechen.

Reisebericht Nova Scotia: Unterwegs auf der Leuchtturm-Route

Ich bin unterwegs auf der Road Number 333, die Teil der bekannten Lighthouse-Route ist, die sich von Halifax bis nach Yarmouth im Süden vorarbeitet und dabei die schönsten Orte wie auf eine Perlenschnur aufzieht. Zwischen Shad Bay und Dover halte ich zig Male zum Fotografieren: Reusen, Bojen und Taue liegen neben mir im Rasen. Stege ragen ins Wasser, Inseln aus dem Wasser, Boote machen das Urlaubsgefühl mit der frischen Meeresbrise um die Nase komplett. Ich lausche dem Zirpen der Grillen. Der Weg ist heute das Ziel. Doch so komme ich nicht voran.

Es ist Mittag, als ich Mahone Bay erreiche. Hier lege ich eine Kaffeepause ein und kann mich nicht so recht zwischen The Biscuit Eater, JoAnne’s Market und LaHave Natural Farms Shop entscheiden.

Reisebericht Nova Scotia: Farbenfrohes Lunenburg und ein legendärer Schoner

Als ob das Farbspiel der letzten Stunden nicht genug war, leuchten mir in Lunenburg die Häuserfassaden in allen möglichen knalligen Tönen entgegen. Ruhe überzieht den Ort in der Mittagszeit. Ich taste mich mit der 1,5-stündigen Lunenburg Walking Tour an das Prachtwerk britischer Besiedlung heran, das mit seiner gut erhaltenen Straßenstruktur zu den zwei einzigen urbanen UNESCO-Weltkulturerbestätten in Nordamerika zählt.

Reisebericht Nova Scotia: in die Geschichte eintauchen

Die Franzosen waren schon ganz in der Nähe, als die Briten ihre Macht in der Region von Halifax aus weiter ausbauen wollten und aus Merligueche, der einstigen Siedlung der Mi’kmaq-Indianer, den Ort Lunenburg gründeten. Dazu lockten sie 1.500 deutschsprachige Siedler an, die sich 1753 hier niederließen. Der Boden gab für die Farmer nicht viel her und so mussten sie auf die Fischerei umsteigen, was ihnen gut gelang. Der Name Lunenburg mutet nicht nur deutsch an, sondern ist auf Georg II, den König von England, zurückzuführen, der dem Hannoveranischen Adelsgeschlecht entstammte und auch Duke von Braunschweig-Lüneburg war.

Im Inner Harbour von Lunenburg liegt das einst schnellste Fischersegelschiff Bluenose II, das sich auch auf den Autokennzeichen und dem kanadischen Zehn-Cent-Stück wiederfindet. Das auffällige, rote Gebäude am Ende des Hafens beherbergt das Fisheries Museum of the Atlantic. Hier erfährt man, was es mit einem Dory auf sich hat, dessen Pate man sogar werden kann. Abends lässt sich der Fang der Fischer auf den Tellern im Seafood-Restaurant The Old Fish Factory genießen.

Die wilde Seite von Nova Scotia – Kejimkujik National Park

Von Lunenburg fahre ich nach einer Nacht im Lunenburg Arms Hotel & Spa weiter westlich in den Kejimkujik National Park. Auch hierfür wähle ich die Panoramaroute an den ausgefransten Rändern der Buchten entlang. Von Riverport setze ich mit der Fähre nach LaHave über. Alle Fährgäste treffen sich in der LaHave Bakery wieder, um hier zu frühstücken oder sich zumindest etwas von den frischen, regionalen Backwaren mitzunehmen. Der Tag beginnt schon recht heiß, so dass ich einen kurzen Badestopp am weiten, noch verwaisten Sandstrand Crescent Beach einlege.

Reisebericht Nova Scotia: Mit dem Kanu durch den Mersey River

Dann verlasse ich die Route am Atlantik, um im Landesinneren nach Jakes Landing zu kommen. Dort finde ich die Kanustation von Canoe Keji with Whynot Adventures, mit denen ich meine Paddel ins Wasser des Kejimkujik Sees eintauchen will, um es damit den Ureinwohnern, den Mi’kmaq-Ind

ianern, gleichzutun. In deren Sprache bedeutet der Name des Sees „müde Muskeln“, und das kann ich durchaus verstehen. Ich bin noch nicht einmal 2,5 Stunden auf dem Mersey River und in der Fairy Bay unterwegs und umrunde noch die Bear Island, die nur eine der zig Inseln im See ist, als ich deutlich meine Arme spüre. Zwar hat sich die Tierwelt vor der Mittagssonne versteckt und ich habe keine Schnappschildkröte gesehen, doch zumindest kreuzt ein Weißwedelhirsch die Straße, als ich den Nationalpark mit dem Auto wieder verlasse.

Wolfville, Grand Pré und Annapolis Valley – auf den Spuren der Akadier

Meine nächste Station führt mich über den Evangeline Trail Richtung Norden zurück ans Meer an den Minas Basin, der zur Bay of Fundy gehört. Im Marschland, der Grand Pré, wächst guter Wein. Hier liegt mit der Domaine de Grand Pré Winery auch eines der ältesten Weingüter der Provinz Nova Scotia, das zugleich mit dem Le Caveau Restaurant eines der Top-Weingüter-Restaurants der Welt beherbergt. „Every family has its own story“ steht am Eingangsschild.

Traditioneller Weinanbau von Nova Scotia

Die Familie gibt mir einen Einblick in ihre historische Weinanbaumethode, deren Wurzeln in die Zeit der Mi’kmaq, Akadier und Loyalisten bis ins 17./18. Jahrhundert zurückreichen. Die Trauben müssen dem kalten Klima standhalten und so wird hier auch Eiswein produziert, der während Nachtfrost geerntet werden muss. Hinter dem Weingut kann man einen Spaziergang durch den UNESCO View Park machen und durch die Weinberge streunen. Die Grand Pré-Landschaft zählt zu den drei UNESCO Weltkulturerbestätten in Nova Scotia. Kurz hinter Wolfsville erinnert das Grand Pré National Historic Site and interpretive centre an die Besiedlungszeit der Akadier von 1682 bis 1755 und die anschließende Deportation.

Shubenacadie River und der Ritt auf der Gezeitenwelle

1,5 Stunden weiter östlich windet sich der Shubenacadie River in Richtung Minas Basin. Zweimal täglich rollt eine der gewaltigsten Gezeitenwellen vom Atlantik durch den unteren Flusslauf. In 2,5 Stunden füllt sich der Fluss mit dem salzigen Meereswasser, das in zehn Stunden wieder abfließt. 20 Minuten stehen wir auf einer Sandbank mitten im Fluss und warten auf etwas, das man schwer beschreiben kann. Neben uns ragt die schlammige Uferzone weit aus dem Flussbett. Diese wird sich in Kürze wie eine Wanne füllen. Dann kräuselt sich die Wasserfläche, bewegt sich auf uns zu und beginnt, die Sandbank in Windeseile zu bedecken. Schnell hüpfen wir zurück in das Zodiac-Boot, um die sich bildenden Stromschnellen für den Ritt zu nutzen. Dabei füllt sich das Schlauchboot bis zum Rand mit Wasser, während uns von vorn die Wellen in die Gesichter klatschen. Nach dem Waschmaschinengang treiben wir ein Stück den Fluss hinab und lassen uns dann über die schlammige Uferzone ins Wasser gleiten, bevor wir die Basis von Tidal bore rafting erreichen.

Ein Streifzug durch die historische Hafenstadt Halifax

Wieder zurück in Halifax, erhalte ich auf einer kurzen Stadttour von Ambassatours Grayline einen Überblick über die Geschichte der Stadt, zu der nicht zuletzt auch die Tragödie um die Titanic zählt. Auf dem Fairview Friedhof liegen in vier Reihen 121 Opfer begraben. Ein einfacher Grabstein mit, sofern bekannt, dem Namen, dem Todestag (15. April 1912) und einer Nummer dient dem Andenken an die Verstorbenen. Von manchem Opfer bleibt nichts als die Nummer, hinter der sich jedoch noch persönliche Dinge verbergen, die sich im Nova Scotia Archive und über die Webseite recherchieren lassen.

Prägend für das Stadtbild von Halifax ist die sternförmige Zitadelle Fort George, die sich auf dem Citadel Hill im Zentrum befindet. Wer hier hoch steigt, kommt am Province House und dem markanten Uhrturm von Halifax Old Town Clock vorbei. Vom Hügel genieße ich die schöne Aussicht über die Stadt. Nach dem kleinen Aufstieg spaziere ich durch den Halifax Public Garden, der im viktorianischen Stil angelegt ist. Die Dahlien stehen gerade in voller Blüte und ziehen die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Hunde, Radfahrer und Jogger müssen allerdings draußen bleiben.

Meine letzten Stunden in Halifax führen mich wieder zurück ans Wasser – auf den Harbour Walk. Nicht nur Restaurants, Buden und Mietstationen für Räder und Kajaks befinden sich hier. Man kann auch ein kulinarisches Mitbringsel in der Rum Runners Rum Cake Factory kaufen.

Die Kulinarik Nova Scotias

Am Ende der Uferpromenade am Bishop’s Landing befindet sich neben dem Canadian Museum of Immigration (Pier 21) Nordamerikas ältester Bauernmarkt, auf dem frische Produkte vorwiegend von den umliegenden Farmen angeboten werden. Unter Wein, Kräuter, Blaubeeren, Pilze, Wodka und Käse mischen sich deutsche Back- und Wurstwaren. Von der ersten Etage des Gebäudes genieße ich eine wunderschöne Aussicht auf George’s Island. Bevor ich mich auf den Weg zum Flughafen begebe, tanke ich noch frische Atlantikluft in einer der knallig orangen Hängematten am Harbour Walk. Während hinter mir ein Dudelsack erklingt, halten vor mir Angler ihre Ruten ins Wasser. In den Plastiktüten auf den Holzplanken zappeln Fische. Nova Scotia ist eng mit dem Wasser verbunden, man lebt mit und von dem Meer. Eben ein echter Ozean-Spielplatz Kanadas.

Mehr zu Madlens Reise nach Nova Scotia findest Du auf ihrem Blog puriy.

Die Reise wurde mit freundlicher Unterstützung von Condor und Tourism Nova Scotia ermöglicht.

Koffer schon gepackt? Oder noch mehr Tipps? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

2 Kommentare

  1. Svoboda Anton

    Toller Reisebericht!
    Auch meine Familie und Ich hatten diesen Sommer all diese Plätze und noch viele mehr besucht.
    Tide Rafting wird nächstes Jahr gemacht.Wir haben uns in NS verliebt und unseren Traum ein Seegrundstück mit Haus gekauft. Wir genießen die Ruhe und Gelassenheit und Freundlichkeit die es in NS gibt.
    Ich werde die Erfahrung und die Schönheit NS mit vielen Menschen teilen. URLAUBSZIEL ist 2017 NOVA SCOTIA noch dazu ist Kanada 150 Jahre alt und öffnet alle Naturparks GRATIS.

  2. Canadianmolson

    Cape breton gehört, noch ,zu Nova scotia