Trekking: Die Diamantenjäger der Chapada Diamantina

Die Chapada Diamantina im Bundesstaat Bahía ist nicht unbedingt eine von Brasiliens Top 5 Destinationen und hat doch ihren ganz besonderen Charme. Bloggerin Barbara nimmt euch auf unserem Blog mit auf ihre Trekking Reise in die Chapada Diamantina.

Die Chapada Diamantina ist eine brasilianische Destination der anderen Art. Wer mehr als nur traumhafte Strände sehen und stattdessen in eine Welt aus einem vergangenen Jahrhundert eintauchen will, der kommt in der bizarren Landschaft aus Tafelbergen, verwunschenen Ebenen und Totenstille voll auf seine Kosten. Dieser Bericht ist die Fortsetzung von Barbaras Wanderabenteuer in Rio de Janeiro.

Chapada Diamantina, wir kommen! 

Die Anreise in die Chapada Diamantina von Salvador de Bahía dauert fast einen Tag. Mit der Busgesellschaft Rápido Federal starteten wir am frühen Morgen Richtung Lençóis. Das ist der größte Ort am Rande des Nationalparks und Ausgangspunkt für die meisten Touren. Erwähnt sei: Bei Rápido Federal ist der Name nicht unbedingt Programm, denn „rápido, rápido“ waren die knapp sieben Stunden bis zur Ankunft nicht – aber dennoch angenehm, denn Überlandbusse in Brasilien können was.

Ohne vorgebuchte Tour …

Durchorganisiert wie wird sind, kamen wir am späten Nachmittag mit konkreten Vorstellungen in Lençóis an: Wir wollten ins Vale do Pati, drei Tage bitte, ab morgen und am Sonntag wieder zurück, natürlich mit englischsprachigem Guide. Vorgebucht hatten wir trotz Hochsaison nichts – in Südamerika wird schließlich alles möglich gemacht. Nachdem wir bei einigen Agenturen mehrfach mit großen, ungläubigen Augen ob unserer undeutschen und nicht vorhandenen Vorbereitung weggeschickt oder mit dubiosen Alternativen abgefertigt wurden, fanden wir Ativa Rafting e Aventuras. Und Ativa machte alles möglich! Denn wir wollten keine Ein-Tages-Tour machen, von denen wir nicht nur Gutes gehört hatten.

Im Eiltempo durch die Chapada Diamantina

Die Wanderung im Vale do Pati ist laut Berichten die mit Abstand schönste in der Chapada Diamantina und dauert eigentlich fünf Tage. Da wir nur drei Tage Zeit hatten und man auf der kurzen Tour dieselbe Strecke aus dem Park rausläuft wie rein, zeigte sich Ativa extrem flexibel und baute für uns alles einfach um. Trotz der Kürze der Zeit lag somit nicht nur das Vale do Pati vor uns, sondern auch das Vale do Capao. Dafür mussten wir ein wenig mehr wandern, aber uns war das nur recht und wir mussten ein- und dieselbe Strecke nicht doppelt laufen. Am nächsten Morgen ging es zeitig los.

Schockstarre: Wir haben keinen Empfang bis zur Rückkehr nach Lençóis

Ausgangspunkt für den ersten Tag mit seinen ersten zwölf Kilometern war das kleine Örtchen Guiné und hier brach ich in schiere Panik aus: Nur ein Balken Empfang auf meinem Telefon! Unser Guide Luan schaute mich an, grinste und stieß den Dolch tief in meine Brust: „Wir haben nicht kein Empfang bis zurück in Lençóis an Sonntag“. Trotz seiner grammatikalisch nicht ganz korrekten Doppelverneinung hatte ich den Inhalt seiner Aussage sehr wohl verstanden – kein Empfang, kein Internet, keine Kommunikation nach draußen. Noch die letzten Lebenszeichen an die Außenwelt versendet und los ging es.

Diamanten Boom von Chapada Diamantina

Historisch erlebte die Chapada Diamantina zwischen 1850 und 1870 ihren Boom. Diamanten wurden wie Kieselsteine in den Flussbetten gefunden und lockten Jäger des verlorenen Schatzes, Glückssuchende und allerlei andere Hoffende aus ganz Brasilien und der Welt an. Doch wo viele suchen, da werden auch viele fündig und der Boom flaute ab: So schnell wie Lençóis gewachsen war, verfiel der Ort wieder in einen Dornröschenschlaf. Erst der Tourismus der letzten Jahrzehnte ließ den Ort wieder erblühen und zieht seitdem Wanderfreunde aus aller Welt an.

Chapada Diamantina – zurück in die Vergangenheit

Und warum das der Fall ist, war uns schnell klar: Die Chapada ist atemberaubend schön. Und genau weil wir keinen Empfang hatten, ist sie so schön und zauberhaft. Denn nur aufgrund der Abgelegenheit, der nicht ganz einfachen Anbindung an Salvador und der Abschottung vom Massentourismus hat sie sich ihren Charme erhalten. In der Chapada fühlt man sich zurückversetzt in eine andere Welt und in der gab es ja nun mal auch kein Facebook, WhatsApp oder Instagram, habe ich mir sagen lassen.

Anreise zur Unterkunft – zu Fuß, per Pferd oder Esel

Wir genossen die Natur, die Stille, das gebrochene Deutsch von Luan und wanderten an diesem Tag recht entspannte zwölf Kilometer zu unserem Tagesziel, der Unterkunft Igrejinha. Im Vale do Pati gibt es keine Hotels oder Hostels, man kommt bei einer der elf dort lebenden Familien unter, die sich darauf spezialisiert haben, Wanderer zu verköstigen und ihnen ein Dach über dem Kopf zu bieten. Zugang zu den Häusern: zu Fuß oder per Esel beziehungsweise Pferd. Keine Straßen, keine Bahn, kein Auto, kein Fahrrad.

Bevor wir den Abstieg ins Tal antraten, der nicht ganz einfach ist, genossen wir den Ausblick über selbiges und nicht ein einziges Mal dachte ich an mein Smartphone, warum auch? In dieser Welt ticken die Uhren einfach anders.

Nach der Ankunft in der Igrejinha, etwas verschwitzt und verstaubt, scheuchte uns Luan zum „Pool“. Der Wahnsinn, ein paar Wandermeter Richtung Wald hinter den Gebäuden der Familie erwartete uns ein Wasserfall mit Naturpool, wo wir den Tag beim Sonnenuntergang entspannt ausklingen ließen. Wir hatten das Paradies auf Erden gefunden!

Nach einem reichhaltigen Abendessen, dem wohl verdienten Bier und einem kurzen Aufenthalt am Lagerfeuer fielen wir – wie es sich für echte Abenteurer gehört – um 21 Uhr ins Bett. Und das war auch gut so, denn noch ahnte ich nicht, dass das Paradies auf Erden zu Luzifer’s Wohnzimmer mutieren sollte.

Vom Paradies auf Erden zur Spielwiese Luzifers

Während Tag 1 der Wanderung entspannt war – zwölf Kilometer auf relativ flachen Abschnitten mit nur einem anspruchsvollen Abstieg – erwartete uns Tag 2 mit insgesamt 15 Kilometern und einer mir nicht bewussten Kletterpartie, die die Laune an den Rand des 400 Meter tiefen Abgrunds am Morro de Castello trieb. Unser Glück war, dass der Tag etwas wolkenverhangen begann und wir somit nicht der recht heißen Sonne der Chapada ausgesetzt waren.

Die erste Stunde verlief entspannt – etwas rauf, etwas runter, etwas links, etwas rechts und dann schaute Luan uns an, grinste und sagte: „Heute gehen wir wandern!“ Gut, dachte ich, machen wir! Und dann ging es drei Stunden lang steil bergauf. Es war die Hölle! Alles tat weh, wir schwitzten und fragten uns wie so oft: Warum? Und warum bezahlen wir dafür Geld? Und Empfang haben wir immer noch nicht! Aber Scherz beiseite: Es war wirklich hart und an einigen Punkten war ich kurz davor aufzugeben, doch ich hatte ja nicht wirklich eine Wahl. Doch wie es dann eigentlich immer so ist, wurden wir für alles entschädigt, was Luzifer alias Luan sich für uns ausgedacht hatte. Sogar durch eine Höhle kurz vor dem Ziel liefen wir.

Und dann lag sie vor uns, die Chapada Diamantina, in all ihrer Schönheit, und verschlug uns den Atem. Wir hatten es geschafft, saßen mit unserem Lunchpaket auf dem Morro de Castello und waren stolz. Diesen Ausblick hatten wir uns redlich verdient.

Wir waren kaum wieder vom Gipfel runter zu bekommen, doch irgendwann hieß es dann: Rückweg antreten! Und wer irgendwo hochgeklettert ist, der muss auch wieder hinunter. Allerdings gestaltete sich der Abstieg weniger anspruchsvoll als der Weg nach oben und auf dem Rückweg wurden wir erneut von einigen natürlichen Pools zum Baden eingeladen.

Der Tag war hart, wir freuten uns auf eine (wohlgemerkt kalte) Dusche, ein Bier und schafften es an Abend 2 tatsächlich, vollkommen fertig um 20.30 Uhr im Bett zu liegen. Luan sei Dank!

Vale do Capao: Nur zwei Mal runter und hoch und dann sind wir schon da

Zugegeben, ich hatte ein wenig Angst vor Tag 3 Richtung Vale do Capao. Denn es lag eine Strecke von 25 Kilometern vor uns und ich traute dem Ganzen nicht, als Luan morgens verkündete, dass es heute ganz, ganz einfach wird: „Nur zwei Mal runter und hoch und dann sind wir schon da.“ „Schon“ – das ist auch irgendwie eine relative Aussage bei 25 Kilometern. Doch seine Wahrnehmung von „einfach“ war Gott sei Dank und ausnahmsweise deckungsgleich mit meiner.

Tag 3 war zwar lang, aber technisch einfach und wir wurden erneut von wunderschönen Ausblicken überrascht. Nach weniger als fünf Stunden kamen wir im Vale do Capao an und freuten uns wie Kinder auf eine eiskalte Cola und unseren brasilianischen Lieblingssnack: Coxinha de Frango, in Teig gehülltes und frittiertes Hähnchenfleisch.

Die Chapada Diamantina, das Paradies auf Erden, gespickt mit Zusätzen Luzifers, wir danken Dir (und natürlich auch Ativa und Luan) für dieses einmalige Erlebnis. Kein Mensch braucht Empfang, wenn man hier wandern darf!

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Lufthansa.

Koffer schon gepackt? Oder noch mehr Tipps? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

5 Kommentare

  1. Anonymous

    cool

  2. Mirian Hager

    Toll diese tour möchte ich auch gerne machen aber mir zwei kleine Kinder geht es leider nicht.aber nach chapada Diamantina werden wir trozdem in mai fahren

    • Redaktionsteam

      Liebe Mirian,

      es freut uns, dass dir der Bericht so gut gefallen hat. Wir wünschen dir und deiner Familie eine wunderbare Reise!

      Viele Grüße, dein Blog-Team

  3. kleinelisa

    Was hat der. Spaß denn gekostet 🙂 ? Wir würden dort auch soooo gerne hinreisen aber die Preise sind alle aufwärts von 500 $ 🙁

  4. Barbara Freund

    Hallo kleinelisa,

    ja, leider ist die Tour nicht ganz günstig und der von dir genannte Preis realistisch. Wir haben ganz spontan gebucht, hatten deshalb einen Guide für uns Zwei allein – das hat den Preis auch noch mal in die Höhe getrieben. Dennoch: Ich würde es immer wieder machen, da es wirklich toll war. Schreib doch Ativa Rafting einmal an und lass dir ein Angebot geben. Mit Glück ist eh eine Gruppe zum Zeitpunkt eurer geplanten Reise unterwegs und es wird ggf. günstiger?! Viel Glück und falls es klappt: GANZ VIEL SPASS! Es ist wirklich super, super schön dort! Beste Grüße, Barbara